Blogbeitrag

Alltagsrassismus in der Kita: Die unbeabsichtigte Diskriminierung von Kindern

Was ist Alltagsrassismus?

Alltagsrassismus bezeichnet Alltagsmomente, die weder Kinder noch Erwachsene mit einer hellen Hautfarbe im Alltag erleben. Hierzu möchte ich dir ein einfaches Beispiel geben. 

Stell dir vor, dich fragt jemand, woher du kommst. Du antwortest aus München. Die Person ist mit der Antwort zufrieden und euer Gespräch wird freundlich fortgesetzt. Eine Kind, das eine dunkle Hautfarbe hat, wird ebenfalls gefragt, woher es kommt. Es antwortet ebenfalls: „Aus München“. Die Person fragt energisch weiter: „Nein ich meine woher kommst du wirklich?“ Das Kind antwortet ganz irritiert, nochmals „Aus München“. 

Die Person gibt sich mit der Antwort immer noch nicht zufrieden und denkt das Kind hat die Frage nicht verstanden. Sie fragt daher anders: „Nein, ich meine woher kommen deine Eltern?“ Das Kind strahlt nun über das ganze Gesicht weil es das Gefühl hat, nun die richtige Antwort geben zu können. Es sagt: „Ach so, die kommen aus Dortmund!“ Die andere Person säufst laut und beendet das Gespräch. 

Eine Person, die „bio-deutsch“ aussieht, würde niemals angezweifelt werden, dass sie aus Deutschland, bzw. aus München stammt. Menschen, die nicht „typisch bio-deutsch“ aussehen, erleben solche Situationen sehr häufig. Selbst wenn sie schon seit vielen Generationen in Deutschland leben und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Das ist der Unterschied. Vielleicht denkst du nun, „Das ist doch nicht so schlimm!“ Da kann auch Interesse dahinter stecken.“ Ja sicherlich steckt ein Interesse dahinter. Es kommt aber auf die Art des Fragens an und den Hintergrund an. 

So würde eine Person, die „bio-deutsch“ aussieht auch nicht regelmäßig gefragt werden, wo sie so gut Deutsch gelernt hat. Ein Freund von mir, mit afrikanischen Wurzeln, der in Deutschland geboren wurde und aufgewachsen ist, bekommt diese Frage regelmäßig gestellt. 

Alltagsrassismus...

  • ...kann man selten als Betroffene/r beweisen. 
  • ...ist häufig subtil. Manchmal ist es der Ton, der Blick, die Mimik, Gestik, die jemandem zu verstehen geben, dass man nicht dazugehört oder unerwünscht ist, wenn man anders aussieht als die Mehrheit. 
  • ...ist meist struktureller Natur – in der Gesellschaft fest verankert. 
  • ...wird von vielen Mehrheitsdeutschen als solcher oft nicht wahrgenommen. 
  • ...versteckt sich in der Sprache und in Bildern.
  • ...hat seinen Ursprung in der Geschichte und Tradition von Rassismus. 

Ich frage dich: Wenn etwas nicht so gemeint war, ist es dann weniger schlimm? 

Für dich mag es vielleicht nicht schlimm erscheinen. Ob etwas als schlimm empfunden wird, kann nur die Person selbst entscheiden. Mit der Aussage bagatellisierst du eine Empfindung und das Problem. Betroffene erleben solche und ähnliche Situationen oftmals. Sie können darauf nicht mehr mit gelassen reagieren. Weil es jedes Mal einen Stich versetzt. Sie bekommen jedes Mal das Gefühl vermittelt, du siehst anders aus, du gehörst nicht hierher. Vielleicht sogar manchmal du bist unerwünscht. Die Individualität wird abgesprochen, indem die eigenen vorhandenen oder eben gerade nicht vorhandenen Fähigkeiten und Eigenschaften nicht als persönliche Merkmale, sondern einzig als spezifische Kennzeichen einer bestimmten Menschengruppe markiert und aufgefasst werden. Es wird einmal mehr eine Reduzierung auf ein rassifiziertes Attribut vorgenommen.

Menschen der Mehrheitsgesellschaft, die wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Aussehens keine rassistischen Erfahrungen im Alltag machen müssen, bewerten und behaupten also, es zähle die gute Absicht, die verletzenden Wirkungen leugnen oder bagatellisieren sie.

Der Grund, warum Menschen mit einer hellen Hautfarbe im Ausland auffallen, ist ein anderer – sie werden als privilegiert wahrgenommen. Dieses hängt heute noch sehr stark mit dem Kolonialismus zusammen. Menschen, die keine helle Hautfarbe haben, erleben nicht, dass sie als privilegiert wahrgenommen werden. Sie erleben oftmals das Gegenteil. Sie erfahren Ausgrenzung, ihnen fällt es schwerer, eine Wohnung oder Arbeit zu finden. 

Warum Alltagsrassismus in der Kita negative Auswirkungen auf alle Kinder hat

Alltagsrassismus in der Kita ist besonders bedenklich, da Kinder in dieser sensiblen Phase ihrer Entwicklung grundlegende Werte und Normen erlernen. Dieses gilt für alle Kinder. Ab einem Alter von rund 2,5 Jahren nehmen Kinder Unterschiede bewusst wahr. In einem Alter zwischen zwei und vier Jahren  kommt es zu Vorurteilen und Einstellungen, die Alltagsrassismus bei Kindern zugrunde liegen.

Durch Alltagsrassismus entwickeln alle Kinder Vorurteile gegenüber anderen Kulturen, Traditionen, Menschen, die ein anderes Aussehen haben als sie, Religionen etc.. Sie entwickeln so auch eine Haltung, dass eine Diskriminierung von Menschen normal und vielleicht richtig ist. 

Umgekehrt bedeutet das auch, dass im Kita-Alltag der Grundstein dafür gelegt, dass Kinder Vorurteilsbewusst aufwachsen und die Vielfalt der Gesellschaft als etwas Positives betrachten. 

Dabei unterstützen wir dich mit unserer Fortbildung: „Alltagsrassismus in der Kita – bewusster Umgang mit unbemerkter Ausgrenzung und Alltagsrassismus“.

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Beachte: Diesen Einfluss hat ein Alltagsrassismus auf die Identitätsentwicklung von betroffenen Kindern 

Wenn Kinder bereits in jungen Jahren mit Diskriminierung konfrontiert werden, kann dies ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen und negative Auswirkungen auf ihre Identitätsbildung haben. 

Hierzu habe ich dir ein noch ein Beispiel aus einer Kita mitgebraucht. Die angehenden Schulkinder sollen zum Fest der heiligen drei Könige den Besuch der Könige an der Krippe nachspielen. Die Fachkräfte fragen, welches Kind welche Rolle spielen möchte. Nur Sarah wird nicht gefragt. Die Kita-Leitung sagt laut und vor allen Kindern: „Sarah kann den Melchior spielen. Dann sparen wir uns in diesem Jahr die Schminke“. Denn Sarah hat eine dunkle Hautfarbe. 

Wie sich Sarah in dem Moment fühlt, kann nur sie wiedergeben. Fakt ist: Alle Kinder wurden gefragt und hatten die Möglichkeit sich für ihre Wunschrolle zu melden. Nur Sarah nicht. Ihr wurde eine Rolle zugeteilt. Ganz egal, ob sie sich mit dieser Rolle wohlfühlt und sie gerne verkörpern möchte. Wäre es schlimm gewesen, wenn Sarah die Maria gespielt hätte? 

Da Kinder solche Erlebnisse immer wieder machen, brennen sich diese als schmerzhafte Erfahrungen in ihr Gedächtnis ein. Die Identitätsentwicklung von Kindern ist ein komplexer Prozess, der stark von den Erfahrungen in der Kita beeinflusst wird. Alltagsrassismus kann dazu führen, dass Kinder sich unwillkommen oder minderwertig fühlen, was ihre Identitätsentwicklung negativ beeinflusst. 

Es ist entscheidend, dass du als pädagogische Fachkraft die Auswirkungen von Diskriminierung verstehen, um gezielt gegensteuern und eine unterstützende Umgebung für alle Kinder schaffen zu können. Kinder sollten eine Kita als einen Ort der Akzeptanz, Toleranz und Vielfalt erleben, um ein gesundes Selbstbild und Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln.

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So schaffst du eine Wertschätzung der Vielfalt  – um gehst gegen Alltagsrassismus vor 

Du als pädagogische Fachkraft spielst eine Schlüsselrolle bei der Schaffung einer inklusiven und respektvollen Umgebung in der Kita. Hierzu ist es wichtig, dich und dein Team gezielt für das Thema „Alltagsrassismus zu sensibilisieren“. Nur so könnt ihr die oftmals unbewusste Diskriminierung wahrnehmen und entgegenwirken. Denke nochmals an die beiden Fallbeispiele zurück. Keine Person wollte ein Kind diskriminieren oder hat gar rassistisches Gedankengut in sich. Dennoch ist es zu einer rassistisch geprägten Diskriminierung gekommen. 

Hierzu gehört es sich auch, mit dem Spielmaterial, Bücher, Material im Rollenspielbereich, Bildern, Liedmaterial, Texte von Fingerspielen, Kreisspiele, Feste, Speisen, Ernährungsregeln etc. kritisch auseinanderzusetzen. Das Ziel ist es, eine Vielfalt zu symbolisieren und die Lebenswelten aller Kinder aufzugreifen. 

Hiervon profitieren alle Kinder. Es sorgt dafür, dass Vorurteile nicht wachsen oder abgebaut werden. Es hilft dabei, dass Kinder die Vielfalt wertschätzen. Dazu gehören interkulturelle Aktivitäten, das Vorleben von Toleranz und das Ermutigen der Kinder, ihre eigene Identität stolz zu präsentieren. 

Durch regelmäßige Fortbildungen können Fachkräfte ihre eigenen Vorurteile reflektieren und eine positive Veränderung in der Kita-Kultur bewirken. Melde dich direkt >> hier für unsere Fortbildung an.

Denn insgesamt ist es entscheidend, dass Kitas Orte sind, an denen Kinder verschiedener Hintergründe gleichermaßen respektiert und geschätzt werden. Nur durch bewusstes Handeln können pädagogische Fachkräfte dazu beitragen, Alltagsrassismus zu überwinden und eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder ihre Identität frei entfalten können.

TEAMZUGRIFF & ZAHLUNGSOPTIONEN


Du kannst dir den Platz in der Fortbildung direkt über die Anmeldeseite sichern.

Falls du eine klassische Rechnung oder Teamzugriff brauchst, dann schreibe uns gerne eine E-Mail an info@praxis-kita.de.



Schlagworte

Ausgrenzung, Diskriminierung, Identitätsentwicklung, Inklusion, Kinder, Kita, Rassismus, Vorurteile


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