Recht haben und Recht bekommen: Kinderrechte in der Kita
Mein Vater hat immer zu mir gesagt: „Recht haben und Recht bekommen, sind zwei verschiedene paar Schuhe“. So sehe ich es auch mit den Kinderrechten in der Kita. Kinder haben Rechte, doch diese werden häufig im Kita-Alltag weniger bewusst umgesetzt. Dabei sind Kinderrechte ein wichtiges Prinzip der Demokratiebildung in Kita. In diesem Blogartikel erfährst du deshalb, wo es manchmal Unterschiede zwischen der Konzeption und dem gelebten Alltag gibt und wie du Kollegen mit ins Boot holst.
1. Das sind die 10 wichtigsten Kinderrechte
- Gleichheit
- Gesundheit
- Bildung
- Spiel und Freizeit
- Freie Meinungsäußerung und Beteiligung
- Schutz vor Gewalt
- Zugang zu Medien
- Schutz der Privatsphäre und Würde
- Schutz im Krieg und auf der Flucht
- Besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung
Nur wenn Kinder ihre Rechte kennen, können sie diese auch einfordern. Daher ist es wichtig, dass Kinder von Anfang an lernen, welche Rechte sie haben. Eine weitere Säule ist es, dass du als Fachkraft – und das gilt auch für Krippenkinder – die Rechte der Kinder achtest, indem du auf die nonverbal oder durch Weinen geäußerten Wünsche und Meinungen der Kinder reagierst.
2. Wie sieht der Alltag in deiner Kita aus?
Sicherlich sagen wir immer: "Wir achten die Rechte der Kinder. Wir haben Sie in der Konzeption aufgenommen." Viel wichtiger als Schriftstücke sind jedoch die gelebten Kinderrechte im Alltag. Also frage dich einmal, wie es in deinem Kita-Alltag wirklich aussieht?
Beispielweise bei der Beteiligung: Wer entscheidet bei euch über das nächste Projektthema? Die Kinder oder ihr als Fachkräfte. Ich persönlich würde schätzen, dass bestimmt in 50% der Kitas, die Fachkräfte über das Projektthema entscheiden. Denn immer wieder lese ich in Facebookgruppen: „Welches Projektthema habt ihr im September?“ oder „Ich kann mich nicht entscheiden, sollen wir das Projekt Farben oder Körper machen?“
Solche Fragen deuten immer darauf hin, dass das Recht auf Beteiligung und damit die Kinderrechte, in der jeweiligen Kita extrem niedrig angesiedelt sind. Denn Kinderrechte zu vermitteln und zu achten ist kein "nice to have", sondern eine Pflicht.
3. Kinderrechte in deiner Konzeption vs. Kinderrechte in deinem Kita-Alltag
Um die einmal zu zeigen, was genau ich damit meine, habe ich dir diese Übersicht erstellt.
Kinderrechte in der Konzeption | Kinderrechte im Kita-Alltag |
Wir achten das Recht auf freie Meinungsäußerung | Fachkraft: „Sei nicht so zappelig! Zapple nicht so rum!“ |
Wir achten auf die Privatsphäre jedes Kindes. | Fachkraft: „Lass die Toilettentür offen, damit ich sehen kann was ihr macht!“ |
Die Kinder sollen ein Gesundheitsbewusstsein entwickeln. | Fachkraft: „Iss noch zwei Kartoffeln, damit du satt wirst!“ |
Bei uns können die Kinder sich beteiligen. | Fachkräfte unter sich: „Welche Laterne sollen wir in diesem Jahr basteln?“ |
Die Kinder haben das Recht auf Ruhe und Erholung. | Fachkraft: „Du bist ein Schlafenskind, du musst mit in den Schlafraum“. |
Oftmals gibt es hier noch großes Ausbaupotential. Im Kita-Alltag gibt es viele praktische Möglichkeiten, Kinder an Entscheidungen, die ihren Alltag betreffen, zu beteiligen: Kinder sollten mit darüber entscheiden, welche Aktivitäten und Projekte in der Kita gemacht werden.
Bei Mahlzeiten sollten Kinder entscheiden können, wann, wieviel und – in einem gewissen Rahmen – was sie essen möchten. Die Dauer des Mittagsschlafs oder der Ruhezeit, sollten den Bedürfnissen der Kinder entsprechen.
Die Achtung der Kinderrechte durch dich als Fachkraft, sind auch soziale Erfahrungen die die Kinder in der Kita machen. Diese haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung und Persönlichkeitsbildung der Kinder.
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Referentin des Live-Webinares
Sarah Matzke
Sarah ist Kindheitspädagogin und Bildungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Kinderrechtebildung im frühkindlichen Bereich und Praxiserfahrung in verschiedenen frühpädagogischen Einrichtungen und einer Qualifizierung als Fachkraft für Kinderperspektiven. Seit 2017 in der Fachstelle Kinderrechtebildung des Deutschen Kinderhilfswerkes tätig.
Du weißt nicht, wie du deine KollegInnen mit ins Boot holen kannst?
4. 3 Tipps, wie du mit deinen KollegInnen über das Thema "Kinderrechte" sprechen kannst:
- Tipp 1: Nutze einen Alltagskonflikt
Überlege mit deiner KollegIn welche Kinderrechte betroffen sind und wie eine an den Rechten der Kinder orientierte Lösung aussehen könnte. - Tipp 2 : Unternehme eine Reise in deine Kindheit
Welche Erfahrungen mit Kinderrechten hast du gemacht? Was hättest du dir als Kind gewünscht? - Tipp 3: Fokussiert euch
Überlegt: Welche Kinderrechte wollt ihr in eurer Kita besonders in den Vordergrund stellen? Wie könnte das im Alltag aussehen? Fangt mit einem Recht an.
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"Das ist mein Recht! Kinderrechte kennenlernen und in der Kita gemeinsam leben"
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