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Eine Eingewöhnung ohne Tränen

Wäre es nicht schön, wenn die Eingewöhnungen in der Kita ohne Tränen ablaufen würden? Es wäre für alle Beteiligten ruhiger und weniger emotional belastend. Die Eltern hätten auch nicht so ein schlechtes Gewissen und einen sicheren Indikator, dass es ihrem Kind bei Ihnen in der Kita gefällt. Ein schöner Gedanke, solch eine harmonische Eingewöhnung ohne Tränen. Allerdings sollten Sie keinesfalls das Ziel verfolgen „eine Eingewöhnung ohne Tränen“ zu erreichen. Erfahren Sie hier, warum Sie Tränen als etwas Positives betrachten sollten.

Warum weinen Kinder während der Eingewöhnung?

Durch das Weinen drücken Kinder ein unerfülltes Bedürfnis und ihre damit verbundenen Emotionen aus. Sie möchten vielleicht sagen: „Ich vermisse meine Eltern“, „Ich möchte gerne nach Hause“ oder „Ich bin von den vielen neuen Anregungen in der Kita übersättigt“. Es gibt viele Dinge, die das Kind damit ausdrückt. Das können wir nur erahnen und ist für Sie sicherlich auch nichts neues.

Dennoch machen sich Eltern häufig Sorgen oder haben ein schlechtes Gefühl, wenn ihre Kinder weinen.

Informieren Sie die Eltern über den positiven Effekt von Tränen.

Erklären Sie den Eltern, dass es nicht nur positiv, sondern sogar gut ist, wenn die Kinder während der Eingewöhnung weinen. Denn die Kinder äußern so, dass Sie sich nicht wohlfühlen. Diese Reaktion ist ganz normal. Wichtig ist, dass das Kind in der Lage ist, seine Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. Darüber sollten wir uns freuen, anstatt sorgenvoll auf das Kind zu blicken.

Daher ist es nicht das Ziel, während der Eingewöhnung die Tränen zu vermeiden, sondern diese achtsam zu begleiten.

Strategie „Übertrösten“

Häufig fällt es uns aber selbst schwer, die Tränen auszuhalten und wir versuchen die Kinder durch folgende Methoden aus ihrem emotionalen Tief herauszuholen.

  • Sprüche wie „du musst nicht traurig sein“: Das Kind ist aber traurig. Es fühlt die Emotionen und „muss“ daher traurig sein. Schließlich ist es eine neue Herausforderung und ein neuer Entwicklungsschritt. Wäre es traurig, würde das Kind nicht weinen.
  • Das Kind ablenken: So lernt das Kind nicht, seine Emotionen zu regulieren.
  • Kindern einen Schnuller, etwas zu essen oder trinken zu geben: Das Kind lernt so, heftige Gefühle durch Essen und Trinken zu regulieren. Das kann sich negativ auf die emotionale Entwicklung und auf das Essverhalten auswirken.
  • Das Kind übermäßig zu trösten oder zu bedauern, weil es so traurig ist o.ä.

All diese Verhaltensweisen helfen dem Kind nur auf den ersten Blick, sorgen aber nicht für eine gute emotionale Entwicklung.

ACHTUNG:

Weinen hilft den Kindern dabei, ihre Emotionen auszudrücken sowie Anspannungen und Stress abzubauen. Denn eine Eingewöhnung ist für Kinder eine enorme Herausforderung. Weinen hilft den Kindern dabei, sich Erleichterung und Entspannung verschaffen - natürlich begleitet durch Sie als zukünftige Bezugsperson. Eine achtsame Begleitung der Kinder beim Weinen stärkt sogar die Beziehung zu Ihnen und genau das ist das Ziel der Eingewöhnung.

Erklären Sie den Eltern, dass Sie die Kinder nicht weinen lassen, aber dass das Weinen auch positiv und als Begleiterscheinung eines großen Entwicklungsschrittes betrachtet werden soll. Sie als Bezugsperson stellen sicher, dass die Kinder dabei persönlich und mit Liebe begleitet werden. Und behalten Sie im Hinterkopf: Die oben genannten Reaktionen sind keine Erfolgsfaktoren für eine gute emotionale Entwicklung.

Tipp für Eltern:


Oftmals brauchen Eltern die gleiche emotionale Unterstützung von Ihnen wie die Kinder. Sprechen Sie offen mit den Eltern über Ihre Gefühle, anstatt zu sagen: „Sie brauchen sich keine Sorgen machen“.

Strategie „Da muss das Kind eben durch“ 

Die „Übertrösten“-Strategie mit den oben genannten Methoden stärkt das Kind nicht, sondern schwächt die Fähigkeit, mit den Emotionen und Herausforderungen des Lebens umzugehen. Aber: Kinder lernen auch dann nicht, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen, wenn Sie diese einfach weinen lassen, „…weil das Kind da durch muss“, „… weil es lernen muss mit seinen Emotionen alleine klar zu kommen“ oder „damit es lernt, dass die Eltern nicht kommen, wenn es weint“. Diese sind vollkommen veraltete Erziehungsmethoden und solch eine Haltung hat in der aktuelle Frühpädagogik nichts mehr zu suchen.

Die richtige Strategie: Begleiten Sie traurige Kinder und zeigen Sie Verständnis für die Emotionen

Schenken Sie dem Kinder Verständnis für die Emotionen. Die Kinder müssen spüren, dass Sie ihnen zutrauen, diesen neuen Entwicklungsschritt aktiv zu vollziehen - manchmal auch in einer anderen Form, als Sie oder die Eltern es geplant haben oder zu einem späteren Zeitpunkt.

Begleiten Sie die Kinder, indem Sie über die Emotionen sprechen. Beispielsweise indem Sie sagen: „Du bist traurig, weil deine Mama/dein Papa weg ist“. So zeigen Sie, dass Sie die Gefühle der Kinder ernst nehmen. Sie helfen den Kindern, so ihre Gefühle kennenzulernen und einzuordnen.

Drücken Sie Ihre Empathie aus und kein Bedauern.

Drücken Sie Ihr Verständnis für die Emotionen der Kinder aus, indem Sie sagen: „Ich kann verstehen, dass du traurig bist“. So lernt das Kind, dass Sie seine Gefühle ernst nehmen. Meistens fühlen sich die Kinder dann auch schon besser – da sie sich und ihre Emotionen verstanden fühlen.

Ihre feinfühlige Begleitung hilft Kindern dabei, ein gutes seelisches Gleichgewicht - d.h. eine gute Resilienz - zu entwickeln. Das wiederum ist die beste Basis für die größeren Widrigkeiten, die ihm in seinem Leben noch bevorstehen werden.

Mein Fazit:

Ihr Eingewöhnungsziel sollte nicht lauten, „Eine Eingewöhnung ohne Tränen“ oder „dass die Kinder ohne Tränen bei Ihnen bleiben“. Im Fokus steht es, dass das Kind eine gute Beziehung zu Ihnen und KollegInnen aufbaut. Ihre innere Haltung und ihr (unbewusstes) Eingewöhnungsziel haben dabei einen großen Einfluss, wie Sie mit den Emotionen des Kindes umgehen.

Tränen sind ein Indikator dafür, dass das Kind sich unwohl fühlt. Betrachten Sie daher Weinen, grundsätzlich als einen normalen Emotionsausdruck. Reagieren Sie auf diese Emotionen angemessen und feinfühlig. Angemessen bedeutet nicht, das Kind zu bedauern, sondern seine Emotionen zu verstehen.

Sprechen Sie auch immer wieder mit den Eltern über die grundsätzliche positive Bedeutung von Tränen während der Eingewöhnung. Erklären Sie gleichzeitig, wie Sie die Kinder mit ihren Emotionen begleiten. So stärken Sie zudem das Vertrauen der Eltern in Ihre Arbeit. Dieses ist wiederrum eine gute Grundlage für eine gute Erziehungs- und Bildungspartnerschaft.

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Schlagworte

Kita, konflikt, konfliktmanagement, Teamarbeit, Teambuilding, übung


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