Dafür würde ich mich aber schämen! -Reagiere achtsam auf Scham
Kennst du Sprüche wie: „Das der sich dafür nicht schämt!“, „Schäm dich!“ oder „Am liebsten würde ich vor Scham im Boden versinken“? Aber sich für etwas schämen und Scham ist grundsätzlich nicht schlecht. Wir müssen allerdings zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Scham unterscheiden. Unser Schamgefühl zeigt uns wichtige Grenzen auf und stärkt unser Selbstwertgefühl und die Resilienz.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, warum du unbedingt auf das Thema „Scham“ in der Kita achtsam reagieren solltest, denn Scham kann die Entwicklung der Kinder nachhaltig stärken oder auch negativ beeinflussen.
Durch „gute Scham“ stärkt du die Resilienz der Kinder
Scham gehört zur menschlichen Existenz; sie ist jedoch nicht mit Beschämung zu verwechseln. Die Scham-Forschung unterscheidet zwischen „gesundem“ und „traumatischem“ Scham. Gute Scham zeigt uns sinnvolle und wichtige Grenzen auf und stärkt unser Selbstwertgefühl. Wenn wir Scham verspüren, kann uns das auch schützen. Gute Scham stärkt folglich auch die Resilienz von Kindern.
Traumatischer Scham entsteht, wenn Kinder zu viel Scham erleben, als sie psychisch ertragen und verarbeiten können oder beispielsweise, wenn Sie von außen beschämt werden.
Positive Eigenschaft von Scham | Negative Eigenschaft von Scham |
Schützt Menschen vor falschen Handlungen | Menschen machen sich klein |
Stärt unser Selbstwertgefühl | Schwächt das Selbstwertgefühl |
Drückt unsere verinnerlichten Werte aus | Verlust der Selbstachtung |
Bewahrt uns davor, private Informationen preis zu geben | Selbstzweifel und Ängste entwickeln sich |
Ist ein Sensor für die Gefährdungen des „Selbst“ | Kinder fühlen sich bedroht |
Stärkt unsere Empathiefähigkeit | Die Kinder fühlen sich nicht wertgeschätzt und gesehen |
Hilft beim Erkennen von unseren Schwächen | Es entwickeln sich Ängste |
Hilft unser Gewissen auszubilden | Es entwickeln sich negative Glaubenssätze |
Schützt unsere Würde und unsere Grenzen | Das Gefühl von „Ich bin falsch oder nicht gut genug“ entsteht |
Schützt und reguliert zwischenmenschliche Beziehungen | Kinder lernen aufzufallen, um Beachtung zu erhalten |
So wie wir auch andere negativ belegte Emotionen wie Trauer und Wut nicht vermeiden und verdrängen sollten, geht es hierbei auch nicht daraum Scham zu vermeiden oder zu verdrängen.
Jede Emotion hat ihre Berechtigung! All diese Emotionen sind meistens ungeliebte Emotionen, die schnell verkannt, unterdrückt oder weggewischt werden. Es gibt auch den Spruch „Du musst dich nicht schämen“ - Scham kann und ist auch ein Wegweiser für unser Handeln.
WICHTIG
Wichtig ist es, dass wir achtsam und sorgsam mit Scham umgehen.
Wie du achtsam mit der häufig tabuisierten Emotion umgehst, lernst du in unserem neuem live-Webinar mit Stephan Marks.
Herr Marks ist DER Experte für das Thema und hat mehrere Bücher hierüber veröffentlicht!
Was macht ein ungutes Schamgefühl mit Kindern
Unguter Scham vermittelt Kindern, dass sie nicht „gut“, „schön“, „intelligent“, „liebenswert“ oder „richtig“ sind, so wie sie sind. Sie entfachen bei Kindern das Gefühl: „Mit mir stimmt was nicht! Ich bin anders, als die anderen, ich bin nicht gut genug“.
Wenn Kinder traumatische Scham erleben, kann es dazu führen, dass Kinder sich vielleicht klein machen, sich wenig zutrauen oder Situationen meiden, in denen sie ein Schamgefühl befürchten.
Du kannst im Kita-Alltag auch andere heftige Reaktionen erleben, wie wütend werden, sich hinter „Coolness“ verstecken oder andere Kinder auslachen, beschämen, bloßstellen, dass sie zynisch, aggressiv werden, hartnäckig bestrebt sind, ihren eigenen Willen durchzusetzen (früher sagte man auch trotzig) oder andere Kinder mobben.
Falls du diese Reaktionen bei Kindern kennst, solltest du achtsam reagieren und dich fragen, ob eine Beschämung dahinter steckt.
WICHTIG
Tatsächlich werden bei der „unguten“ Scham dieselben Gehirnregionen aktiviert wie beim Ertrinken. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Kinder heftig reagieren, wenn sie Scham erleben.
Diese 4 Grundformen von Scham erleben Kita-Kinder im Alltag
Scham ist nicht gleich Scham. Stephan Marks (Schamforscher und Referent für Kitas) unterscheidet zwischen vier Grundformen von Scham (die natürlich miteinander verbunden sind):
Diese sind Scham infolge von Verletzungen des Grundbedürfnisses nach:
1. Anerkennung
2. Schutz
3. Zugehörigkeit
4. Integrität
Stephan Marks beschreibt Scham wie einen Seismografen, der sensibel reagiert, wenn eines oder mehrere der Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit oder Integrität verletzt wurden. Mit anderen Worten, wenn die Würde eines Kindes verletzt wurde, aktiv (durch andere) oder passiv (durch sich selbst).
Diesen Seismografen sollten wir ernst nehmen - sowohl bei uns, als auch bei den Kindern. Die Würde der Kinder zu achten, bedeutet allerdings nicht – aus Sicht der Scham-Psychologie – ihnen „überflüssige“, vermeidbare Scham zu ersparen, sondern einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem er oder sie Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität (Respekt gegenüber seinen Werten) erfährt.
So zeigt sich deine Haltung im alltäglichen Handeln oder Sprachgebrauch
Unsere (unbewusste) Haltung zum Thema „Scham“ zeigt sich auch in unserem täglichen Sprachgebrauch. Es gibt unzählige Sprüche, Redewendungen, Aussagen und Glaubenssätze, die auf das Thema Scham abzielen. Lese dir die folgenden Facetten von Scham aufmerksam durch. Ich bin sicher, du wirst einige Aussagen oder Handlungen auch aus deinem Kita-Alltag kennen.
Aussagen die Scham deutlich ansprechen sind beispielsweise:
- „Dafür würde ich mich aber schämen.“
- „Das der sich nicht schämt.“
- „Schäm dich!“
- „Stell dich in die Ecke und schäme dich!“
- „Ich habe mich fremdgeschämt.“
- „Ich musste mich echt fremdschämen.“
Kinder haben keine andere Wahl als an die Worte der Erwachsenen zu glauben und zu verinnerlichen. Durch solche unbedachten Aussagen oder Beschämungen, die Kinder durch das Handeln von anderen Menschen erleben, prägen wir ihr Selbstwertgefühl.
Es geht jedoch nicht darum, Scham insgesamt zu vermeiden oder gar „abzuschaffen“, denn diese beinhaltet wichtige Entwicklungsimpulse und stärkt die Werteentwicklung, die Empathiefähigkeit und auch die Resilienz der Kinder.
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