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Mehrsprachigkeit in der Kita: So unterstützt du den Deutscherwerb

Der Erwerb der deutschen Sprache ist für alle Kinder eine spannende Herausforderung. Ganz egal, ob sie ein- oder mehrsprachig aufwachsen.

3 Faktoren, die den Deutscherwerb von Kindern beeinflussen

Wie gut und schnell ein Kind Deutsch (bei Mehrsprachigkeit als Zweitsprache, sonst als Erstsprache) oder natürlich auch jede andere Sprache erlernt, hängt von 3 entscheidenden Faktoren ab. In diesem Beitrag erhältst du einen Überblick über die entscheidenden Aspekte des Deutscherwerbs und wertvolle Tipps, wie du die Kinder im Deutscherwerb unterstützt. Hier sind drei Schlüsselaspekte, auf die du besonders achten solltest.

1. Mehrsprachigkeit: Motivation des Kindes, Deutsch zu lernen

Die Motivation eines Kindes, Deutsch zu lernen, ist entscheidend für die Sprachentwicklung. In manchen Situationen mag es so wirken, als sei die Motivation des Kindes gering, besonders wenn es die Kita gerade erst besucht und sich in einer neuen Sprache und Gruppe zurechtfinden muss. Das ist völlig normal und entwicklungsangemessen. Kinder durchleben oftmals eine Schweigephase, in der sie sich in die neue Sprache einhören.

Eine hohe Motivation, Deutsch zu lernen, unterstützt den Deutscherwerb massiv. Achte bei dem Kind darauf, wann es im Alltag bereits die deutsche Sprache nutzt. Greife diese Situationen auf. Überlege im Rahmen der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, wie die Motivation zum Deutsch sprechen gesteigert werden kann, z.B., dass das Kind nach der Kita Freunde trifft, bei denen die gemeinsame Sprache Deutsch ist. Auch der Besuch eines Sportvereins oder einer Musikschule kann dabei helfen, die Motivation zu erhöhen. Weiterhin können Eltern in „natürlichen Situationen“, z.B. beim Einkaufen im Supermarkt, beim Arzt etc. die deutsche Sprache verwenden und ihrem Kind so als Vorbild zeigen, dass es wichtig ist, Deutsch zu lernen und die Sprache aktiv zu nutzen.

WICHTIG


Dass Eltern, die selbst weniger gut Deutsch sprechen, zuhause oder in 1:1-Situationen wie beim Abendessen mit ihrem Kind Deutsch sprechen sollten, ist kein guter Tipp. Denn die Eltern sind zwar gute Sprachvorbilder in ihrer Erstsprache, aber nicht in der deutschen Sprache. Diesen Tipp solltest du Eltern niemals geben. Zudem obliegt die Entscheidung, welche Sprache in der Familie gesprochen wird, immer noch den Eltern.

2. Behalte die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes im Blick

Kinder, die Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung in ihrer Erstsprache zeigen, haben diese oft auch in allen weiteren Sprachen. Sprich mit der Familie über die Sprachentwicklung des Kindes in der Erstsprache. Bitte die Eltern, diese gegebenenfalls abzuklären. Vielleicht liegt hier die Ursache für bestimmte Herausforderungen.

3. Erhöhe den Zeitraum und die Häufigkeit des Kontakts mit der deutschen Sprache

In der Kita erhalten Kinder den ganzen Tag über Sprachanregungen in der deutschen Sprache, was normalerweise ausreichen sollte, um gut Deutsch zu lernen. Wenn ein Kind gerade neu in die Kita gekommen ist und erst dort Kontakt zur deutschen Sprache bekommen hat, dann ist es normal, dass es Sicherheit in seiner Erstsprache sucht.

Beobachte das Kind genau und achte darauf, wie viele Sprachanregungen es im Alltag wirklich erhält. Wenn ein Kind sich gerne aus Situationen herausnimmt, dann versuche das Kind im Spiel oder bei gezielten Aktivitäten in eine Kindergruppe einzubinden, bei der die gemeinsame Sprache Deutsch ist.

Auch hier ist die Zusammenarbeit mit der Familie wieder wichtig. Überlege mit den Eltern, wie sie für das Kind noch mehr Möglichkeiten schaffen können, damit das Kind in die deutsche Sprache eintauchen kann. Die Ideen sind die gleichen wie schon bei Punkt 1.   

TIPP


Ich höre immer wieder, dass Kinder sich SpielpartnerInnen in ihrer Erstsprache suchen und so weniger Sprachanregungen in der deutschen Sprache erhalten, da sie eine gemeinsame Erstsprache haben. Das stimmt sicherlich. In solchen Situationen solltest du dich immer wieder als SpielpartnerIn in das Spiel einbinden. Dadurch wandelt sich die gemeinsame Sprache bereits. Gib den Kindern gezielte Sprachanregungen und nutze die Sprachlehrstrategien, um die Sprachentwicklung anzuregen. In unserem Kurs „Fachkraft für die Sprachentwicklung und -förderung von Kita-Kindern“ stellen wir dir 12 Methoden und Strategien für die gezielte Sprachbildung und -förderung vor. Alle Infos zur Fortbildung erhältst du hier.

Indem du diese drei Faktoren im Auge behältst, unterstützt du die Kinder auf ihrem Weg zum erfolgreichen Deutscherwerb.

Fokussiere dich auf die Ressourcen des Kindes

Erfolgreiche Sprachbildung und -förderung beginnt mit einer genauen Beobachtung der Ressourcen des Kindes. Statt dich auf Defizite zu fokussieren, stell dir folgende Fragen:

  • In welchen Situationen in der Kita erfährt das Kind passive Sprachanregungen?
  • In welchen Situationen nutzt das Kind die deutsche Sprache in der Kita aktiv?
  • Wie ist die Sprechfreude des Kindes in den unterschiedlichen Alltagssituationen? Gibt es Situationen, in denen die Sprechfreude größer ist?
  • Gibt es Unterschiede in der Sprechfreude zwischen Personen oder Personengruppen?
  • Mit welchen deutschsprachigen Personen spricht das Kind gerne?
  • Welche sprachlichen Fähigkeiten kannst du im Wortschatz, der Grammatik und im Kommunikationsverhalten beobachten?

Fokussiere dich auf die positiven Beobachtungen, Interessen und die Motivation des Kindes. Denn genau hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Greife diese positiven Momente auf und achte im Alltag bewusst darauf, dem Kind Sprachanregungen zu schaffen.

Denkt im Team darüber nach, wie diese Situationen genutzt und ausgebaut werden können.

Bewusste Sprachanregungen im Alltag schaffen

Die Stärken und Interessen des Kindes bilden den Schlüssel zum erfolgreichen Deutscherwerb. Integriert bewusst Sprachanregungen in den Alltag:

  • Greift alltägliche Situationen auf, in denen das Kind spricht, und nutzt sie für gezielte Sprachanregungen.
  • Bindet Personen ein, mit denen das Kind gerne spricht, und ermutigt sie, für neue Sprachanregungen zu sorgen.
  • Fokussiert euch auf die Interessen des Kindes und geht in einen sprachanregenden Dialog.

Durch bewusste Sprachanregungen im Alltag kannst du als pädagogische Fachkraft den Kindern eine entscheidende Grundlage für ihre Sprachentwicklung geben.

Fortbildung zur Fachkraft für Sprachentwicklung und -förderung 


Weitere Anregungen rund um das Thema Sprachentwicklung und -förderung für Kita-Kinder findest du in unserer Fortbildung. Du lernst dort alle Entwicklungsphasen kennen, die Kinder im Spracherwerb durchlaufen und welche Herausforderungen sie dabei meistern. Zudem bekommst du viele Anregungen für die Sprachbildung und -förderung von Kita-Kindern, für die Beobachtung und für die Zusammenarbeit mit den Familien. Schau dir direkt das Angebot an.

TEAMZUGRIFF & ZAHLUNGSOPTIONEN


Du kannst dir den Platz in der Fortbildung direkt über die Anmeldeseite sichern.

Falls du eine klassische Rechnung oder Teamzugriff brauchst, dann schreibe uns gerne eine E-Mail an info@praxis-kita.de.



Schlagworte

Deutsch als Zweitsprache, Deutscherwerb, Erwerb der deutschen Sprache, Mehrsprachigkeit, Sprachentwicklung


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