Blogbeitrag

Kinderrechte in der Kita: Warum die Berücksichtigung der Perspektiven von Kindern so wichtig ist

Kinder haben ein Recht auf Beteiligung und eine hohe Qualität der Bildung und Betreuung in einer Kita. Ein Teil der Kinderrechte ist es auch, die Kinderperspektiven zu erheben. Was ist Kindern in der Kita wichtig? Was wünschen sie sich und was brauchen sie, um sich dort wohl und sicher zu fühlen und sich bilden zu können? In diesem Blogartikel erfährst du, warum die Berücksichtigung der Perspektiven von Kindern so wichtig ist.

Warum ist die die Berücksichtigung der Kinderperspektiven so wichtig?

Alle Kinder, unabhängig von ihrem Alter, haben ein Recht darauf, wirklich wahrgenommen, d.h. gesehen, gehört und gefragt zu werden. Kinder gestalten die Welt und die Interaktionen mit Erwachsenen und anderen Kindern aktiv mit. Allerdings können Kinder sich verbal nicht immer so differenziert ausdrücken wie Erwachsene. Daher ist es die Aufgabe von uns Fachkräften, die verschiedenen Ausdrucksformen der Kinder aufmerksam wahrzunehmen, ihre Perspektiven zu verstehen und sie gegebenenfalls zu „übersetzen“. Mit dem Ziel, Kinder systematisch an der Entwicklung ihrer Lebens- und der Kita-Qualität zu beteiligen. Denn Kinder sind die Personen, die direkt und am meisten von einer hohen Qualität profitieren. Die Eltern nehmen sie meistens nur indirekt und aus der Außenperspektive wahr. Daher ist es nicht nur ein Kinderrecht, die Kinder zu beteiligen, sondern auch unabdingbar.

WICHTIG


Immer wieder höre ich, dass vor allem jüngere Kinder noch nicht genau sagen können, was sie bewegt, was sie mögen oder was sie wollen. Kinder können sich nicht immer verbal ausdrücken. Sie teilen uns allerdings sehr genau mit, was sie möchten, was ihnen guttut und was ihnen wichtig ist. Unsere Aufgabe ist es, die Signale der Kinder wahrzunehmen und nicht zu sagen, „Die Kinder können das noch nicht ausdrücken.“ Das ist schlichtweg falsch. Durch diese Aussage zeigen Fachkräfte, dass sie die Signale der Kinder noch nicht wahrnehmen und deuten. Das ist fatal und zeugt von einer geringen Partizipation und Feinfühligkeit in der Kita.

Die Kinderperspektive ist ein wichtiges Feedback 

Wir sollten regelmäßig versuchen, die Perspektive der Kinder wahrzunehmen, denn Kinder können uns am besten sagen, was ihnen Spaß macht oder ob sie etwas Neues im Morgenkreis ausprobieren möchten. Das ist auch ein wichtiges Feedback für dich als pädagogische Fachkraft. Falls du an dieser Stelle denkst, dann würden die Kinder jeden Tag nur Nudeln mit Tomatensauce essen wollen, sei beruhigt. Erstaunlicherweise decken sich die Meinungen der Kinder, was eine gute Kita-Qualität bedeutet, und die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Ausarbeitungen von Forschern sehr stark. Wichtig ist es, dass wir es den Kindern zutrauen, eine gute Qualität zu beurteilen.

Wie Kinder ihre Meinung äußern 

Die nachfolgende Übersicht zeigt dir, wie Kinder nonverbal ausdrücken, dass sie sich wohlfühlen und wie Kinder ihr Unwohlsein ausdrücken. Das solltest du immer als positives bzw. negatives Feedback werten und deine Arbeit und den Alltag entsprechend anpassen. Gerade die Situationen, in denen die Kinder ihr negatives Feedback ausdrücken, sind die Situationen, die für die Kinder und auch für dich besonders herausfordernd sind.

Hier solltest du unbedingt die Qualität optimieren. Denn nur Kinder, die sich in der Kita wohlfühlen, d.h. eine hohe Qualität erleben, können auch von dem Angebot der Kita und den Bildungsanregungen profitieren.


Wie Kinder ihre Meinung äußern

Positives Feedback

Negatives Feedback

  • Den Raum und das Material erkunden
  • Stören, rumzappeln
  • Freude ausdrücken, mit den Armen wackeln, tanzen
  • Den Kopf wegdrehen
  • Lustvolles Erzählen oder Brabbeln bei Babys
  • Weinen oder Schreien
  • In Kooperation mit anderen Menschen gehen
  • Hauen, schubsen oder beißen
  • Gelöste Körperhaltung
  • Angespannte Körperhaltung
  • An Aktivitäten teilnehmen, motiviert sein, Freude dabei empfinden
  • Selbstregulation, z.B. am Schnuller nuckeln, den Daumen in den Mund nehmen, die Haare drehen, ein Kuscheltier umklammern, die Beine um die Stuhlbeine schlingen um Halt zu suchen.
  • Lächeln
  • Lustloser Gesichtsausdruck, ins Leere schauen
  • Interesse an anderen Kindern zeigen
  • Sich zurückziehen


Ich lade dich ein, an deinem nächsten Kita-Tag bewusst darauf zu achten, welche Signale dir die Kinder senden. Drucke dir hierzu diese Übersicht aus. Anstatt auf die nonverbalen Signale zu reagieren, indem du sagst: „Das müssen die Kinder lernen“, überlege mit deinen KollegInnen lieber, wie ihr die Situationen verändern könnt, um eure Kita-Qualität zu erhöhen. Denn dann profitieren die Kinder noch mehr von eurer guten Bildung als wenn sie „etwas lernen müssen“. Denn so lernen Kinder nicht.

Kinder erleben sich als kompetente Akteure 

Kinder ab ca. 4 Jahren können sehr gut verbal ausdrücken, was sie am Kita-Alltag gut finden und was ihnen missfällt. Lade die Kinder ein, ihre Meinung zu sagen, nimm ihr direkt und indirekt geäußertes Feedback auf und reagiere darauf, anstatt die Kinder überzeugen zu wollen.

Wichtig ist es, dass wir wirklich gewillt sind mit den Kindern hierüber in einen Dialog zu gehen. Zudem ist es auch wichtig, dass Kinder erleben, dass ihre Äußerungen auch einen Sinn und Folgen haben, d.h. dass ihr etwas verändert.

Die Kinder erleben sich dadurch als kompetente Akteure. Zudem kannst du auch viel Neues lernen und wirst viele Aha-Momente haben, wenn du dich auf die Perspektive der Kinder einlässt. Du wirst erstaunt sein, welche neuen Perspektiven du entdeckst.

Ich selbst habe bei der Erhebung der Kinderperspektiven erlebt, dass die Kinder (zu Recht) den Flur nur als Verkehrsfläche wahrgenommen haben und sie das Bad wenig attraktiv fanden. Daraus ist ein neues und viel, viel besseres Raumkonzept entstanden, das auch die Situation in der Gruppe entlastet hat.

Wie du an diesem Beispiel siehst, können wir alle aus der Perspektive der Kinder lernen und damit als Grundlage unsere pädagogische Praxis und den Kita-Alltag verbessen. Damit unterstützen wir nicht nur die Kinderrechte (vgl. Art. 12 UN-Kinderrechtskonvention), sondern setzen einen wichtigen Grundstein für ihr weiteres Leben. In diesem Sinne können Kinderperspektiven als wesentliche Grundeinheit die Qualitätsentwicklung in den Kitas stärken.

Es liegt in deiner Verantwortung, die Perspektive der Kinder zu berücksichtigen

Eine gute Kita-Qualität kann nicht nur von uns als Fachkräften entwickelt werden, sondern sollte immer im Dialog mit allen Akteuren, d.h. inklusive der Kinder entwickelt werden. Denn Kinder haben ein Recht drauf, gehört zu werden und ihre Meinung zu äußern. Kinder haben ein Recht darauf, dass du als Fachkraft ihre Erfahrungen, Gefühle und Relevanzen, ihre Rechte und Wünsche ernst nimmst und anerkennst. Diese sollten sich auch in der Gestaltung der Kita, des Tagesablaufs etc. widerspiegeln.

Hast du schon einmal mit den Kindern deren Perspektive erhoben, d.h. was sie an der Kita mögen und was sie „blöd“ finden? Wie sie die Räume gestalten würden, welches Spielmaterial sie sich wünschen, welche Umgangsformen und Regeln ihnen wichtig sind usw.? Es gibt so viele Alltagssituationen, in denen dies wichtig wäre.

Das ist kein „neuer Trend“ oder so, sondern das Fundament hierfür bilden die Menschenrechte und die UN-Kinderrechtskonvention. Und genau hierum geht es in unserem nächsten Live-Webinar „Kinderrechte in der Praxis und Perspektiven der Kinder“ mit Sarah Matzke am 20. Juni 2023 von 18.00 bis 20.30 Uhr

Live-Webinar am 20. Juni: „Kinderrechte in der Praxis und Perspektiven der Kinder“ 


Du möchtest mehr über die Kinderrechte und das Einbinden der Perspektiven der Kinder in die tägliche Kita-Praxis lernen? Dann bist du bei unserem Live-Webinar mit Expertin Sarah Matzke genau richtig! Sarah Matzke ist Kindheitspädagogin und Bildungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Kinderrechtebildung und Kinderperspektiven in der Qualitätsentwicklung.

Wann?  Dienstag, den 20. Juni 2023 von 18:00 – 20:30 Uhr

Das lernst DU...

  • Erste Ansätze zu kinderrechtebasierter Qualitätsentwicklung vom Kind ausgehend
  • Welche Rechte und Qualitätsbereiche den Kindern in der Kita besonders wichtig sind
  • Reflexion der eigenen Arbeit in Hinsicht auf die einzelnen Kinderrechte und Situationen aus der Arbeitspraxis

Alle Infos zu dem Webinar findest du hier.

Melde dich unbedingt an, denn wenn es um die Qualitätsentwicklung in Kitas geht, werden die Perspektiven und Meinungen von Kindern bisher kaum berücksichtigt – obwohl es sich hierbei um ein fundamentales Kinderrecht handelt. Ist das in deiner Kita vielleicht auch so?

In diesem Live-Webinar wirst du lernen, die Perspektiven der Kinder zu verstehen und sie systematisch bei der Entwicklung von Kita-Qualität einzubeziehen – damit die Kinderrechte in deiner Kita keine leeren Worthülsen mehr bleiben und die Kinder tatsächlich zu ihrem Recht kommen.

Denn Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Erfahrungen und Erlebnisse, ihre Perspektiven und Praktiken als fester, gleichwertiger und gleichwürdiger Bestandteil in Prozesse der Qualitätserfassung und -entwicklung einbezogen werden.

Was ist den Kindern wichtig, was mögen sie – und was mögen sie nicht, was wünschen sie sich anders? Was trägt zu ihrem Wohlfühlen bei, was bereitet ihnen Kummer, was macht sie glücklich? Was stärkt sie als Individuum und als Teil einer Gruppe? Was eröffnet ihnen Raum für Prozesse der Selbst- und Welterkundung? Was und wen loben die Kinder, über was und wen beschweren sie sich?

Die Kita-Qualität sollte so entwickelt werden, dass Kinder dabei als diejenigen, um deren Angelegenheiten es im Kern geht, gesehen, gehört und gefragt und als Mitwirkende und Mitbestimmende einbezogen werden.

Melde dich jetzt zum Webinar „Kinderrechte in der Praxis und Perspektiven der Kinder“ an:

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Du kannst dir den Platz im Vertiefungsseminar direkt über die Anmeldeseite sichern.

Falls du eine klassische Rechnung oder Teamzugriff brauchst, dann schreibe uns gerne eine E-Mail an info@praxis-kita.de.



Schlagworte

Kinderperspektiven, Kinderrechte, Kita, Qualität


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