Erfahre, was Kinder in der Kita wirklich wollen und brauchen, um sich wohl und sicher zu fühlen sowie eine optimale Bildung zu erhalten. Viele Qualitätsentwicklungskonzepte berücksichtigen die Perspektive der Wissenschaftler, Eltern und Fachkräfte, doch oft wird dabei die essenzielle Stimme derjenigen übersehen, die am meisten von einer guten Qualität profitieren – die Kinder selbst. Dabei ist es ein Kinderrecht, gesehen, gehört, gefragt und ernst genommen zu werden. In diesem Blogeintrag geben wir dir einen umfassenden Überblick und die Antworten auf diese wichtigen Fragen.
1. Punkt: Kinder haben ein Recht darauf, gesehen, gehört und gefragt zu werden
Kinder sollen in allen Belangen, die ihr Leben betreffen, gesehen, gehört und gefragt werden. Sie haben ein Recht auf Beachtung und auf Achtung der Kinder- und Menschenrechte. Was selbstverständlich klingt, kann in der Praxis ganz schön herausfordernd sein. Alle Belange des Lebens betreffend: Da fallen mir direkt 5 Themen ein, die zum Alltag der Kita-Kinder gehören:
- Wer entscheidet bei euch in der Kita über die Kleidung, die die Kinder draußen tragen?
- Wer entscheidet darüber, welche Speisen es zum Mittagessen gibt?
- Wer entscheidet darüber, welches Spielmaterial angeschafft wird?
- Wer trifft die Entscheidung, wie die Möbel bei euch in der Kita aufgestellt werden und wie die einzelnen Spielbereiche gestaltet werden?
- Wer trifft die Entscheidung, welche Projekte und Aktivitäten ihr in der Kita umsetzt?
Betrachte nochmals die Fragen und zähle, wie oft du geantwortet hast: „Wir Fachkräfte oder die Kita-Leitung“. Vielleicht hast du bei manchen Fragen auch gedacht, dass die Kinder das doch nicht entscheiden können oder es viel zu lange dauert, 25 Kindermeinungen einzuholen.
Es geht nicht bei allen Fragen darum, 25 Einzelmeinungen einzuholen oder jede Entscheidung demokratisch zu treffen. Sondern es geht darum, dass du mit den Kindern in einen Dialog gehst und die vielen verschiedenen Ausdrucksformen der Kinder aufmerksam wahrnimmst. Es geht darum, dass wir Erwachsenen versuchen, die Perspektive der Kinder zu verstehen und sie zu „übersetzen“. Beispielsweise:
- Viele Kinder deiner Gruppe essen das Mittagessen ohne Genuss. Versuchst du, die Kinder zu zum Essen zu motivieren oder mit den Kindern in einen Dialog zu gehen, um ihre Perspektive zu verstehen?
- Im Baubereich finden in der letzten Zeit immer wieder Regelüberschreitungen statt. Erinnerst du die Kinder an eure Regeln, oder versuchst du die Gründe zu verstehen, die hinter den Regelüberschreitungen stehen?
- Eine Gruppe Kinder hat keine Lust auf den Morgenreis. Sie sitzen unruhig und stören andere Kinder immer wieder. Ermahnst du die Kinder, zuzuhören, mitzumachen und stillzusitzen, damit sie es lernen, oder nimmst du ihr Feedback als Anlass, über die Gestaltung des Morgenkreises nachzudenken?
Für die kinderrechtsbasierte Arbeit in deiner Kita ist es wichtig, die Perspektiven der Kinder zu verstehen, ihr Verhalten und ihren Blickwinkel gegebenenfalls zu „übersetzen“ und Kinder dadurch systematisch an der Entwicklung der Kita-Qualität zu beteiligen. Denn Kinder haben ein Recht auf Beteiligung und ein Recht darauf, gesehen und gehört zu werden.
Mehr zum Thema Kinderperspektiven bei den Kinderrechten lernst du in unserem einmaligen Live-Webinar am 20.06.2023 von 18:00 – 20:30 Uhr mit unserer Expertin Sarah Matzke. Sie ist Kindheitsexpertin, Kinderrechtsexpertin und Fachkraft für die Kinderperspektiven im Qualitätsentwicklungsprozess.
2. Punkt: Kinder haben ein Recht darauf, anerkannt und ernst genommen zu werden
Kinder haben ein Recht darauf, dass Erwachsene ihre Erfahrungen, Gefühle und Relevanzen, ihre Rechte und ihre Würde ernst nehmen und anerkennen. Das Fundament hierfür bilden die Menschenrechte und die UN-Kinderrechtskonvention. Es ist kein „nice to have“, die Kinderrechte zu wahren und die Kinder mit einzubeziehen, sondern deine Pflicht.
Falls du nun denkst, „Ich nehme die Kinder immer ernst und erkenne ihre Meinung an“, dann überlege einmal, wie viele Fachkräfte denken, dass die Kinder noch nicht entscheiden können, was es zum Mittagessen gibt, welche Kleidung angemessen ist oder ob sie einen Mittagsschlaf benötigen oder nicht.
Dabei stimmt das so nicht. Kinder haben ein sehr gutes Gefühl dafür, was sie brauchen und wie das Miteinander gestaltet werden soll, damit sie gut aufwachsen können. Auch wenn Skeptiker jetzt denken, es würde jeden Tag nur Nudeln mit Tomatensauce zum Mittagessen geben. Erfahrungen haben gezeigt, dass es nicht so ist. Zudem sollen Kinder mit ihren Rechten und Entscheidungen nicht allein gelassen werden. Sie brauchen eine gute Begleitung, Informationen und Dialoge mit uns als Fachkräften, um gute Entscheidungen zu treffen.
Um bei dem Punkt mit dem Mittagessen zu bleiben: Die Kinder brauchen Erwachsene, die mit ihnen über einen ausgewogenen Speiseplan und die Kriterien sprechen, d.h. wie oft es in der Woche Gemüse und Salat geben soll und andere Kriterien, nach denen ein ausgewogener Speiseplan zusammengestellt wird. In diesem vorab definierten Rahmen treffen die Kinder dann die Entscheidung und stellen ihren eigenen Speiseplan zusammen. Und das musst du nicht mit allen Kindern gleichzeitig ausdiskutieren, sondern eine Kleingruppe kann immer im Wechsel diese Aufgabe übernehmen. So wachsen alle Kinder in die Partizipation hinein und erfahren die Bedeutung von demokratischen Entscheidungen im Alltag.
Denn eine Demokratiebildung und ein solidarisches Miteinander in der Kita sind ohne sichere und vertrauensvolle pädagogische Beziehungen nicht denkbar. Hierzu brauchen Kinder durch uns Erwachsene Fürsprecher, Ermutiger und Fachkräfte, die ihr Handeln reflektieren.
Kinder wollen die Möglichkeit haben, den Alltag in der Kita mitzugestalten, sich an partizipativ angelegten Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen zu beteiligen und (Mit-)Verantwortung für Veränderungsprozesse und die Lösung von Problemen zu übernehmen. Sie wollen gefragt und mit ihren Themen, Relevanzen, Meinungen und Wünschen ernst genommen werden.
Sie schätzen Erwachsene, die sich Zeit für sie nehmen, ihnen in echten Dialogen wirklich zuhören und sich für sie, ihre Themen und Meinungen interessieren. Auch im Rahmen der Qualitätsentwicklung möchten sie anerkannt werden und (Mit-)Verantwortung übernehmen. Das geht ganz einfach dadurch, dass du die Kinder durch unterschiedliche Fragen oder Aktivitäten in die Qualitätsentwicklung und Weiterentwicklung mit einbeziehst. Im 3. Punkt stellen wir dir Ideen vor, wie du die Kinder kindgerecht einbinden kannst.
WICHTIG
Selbst Wissenschaftler haben bestätigt, dass sich die Wünsche der Kinder an eine gute Qualität mit denen der Experten decken.
Es sind Grundbedürfnisse von Kindern, sich mit einer Gemeinschaft verbunden zu fühlen und zugleich in der eigenen Autonomieentwicklung gestärkt zu werden.
3. Punkt: Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Perspektive in der Qualitätsentwicklung mit einbezogen wird
Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Erfahrungen und Erlebnisse, ihre Perspektiven und Praktiken als fester, gleichwertiger und gleichwürdiger Bestandteil in Prozesse der Qualitätserfassung und -entwicklung einbezogen werden.
Hierzu kannst und solltest du die Kinder immer wieder in Bezug auf den Kita-Alltag, eure Schlüsselsituationen oder die Gestaltung der Räume fragen:
- Was ist euch bei diesem Punkt (z.B. bei den Mahlzeiten) wichtig? Was mögt ihr an der Gestaltung der Mahlzeiten und was mögt ihr nicht?
- Was soll verändert werden?
- Was trägt dazu bei, dass du (alle) sich wohlfühlen?
- Was bereitet euch Kummer?
- Was macht euch glücklich?
Dabei schätzen sie es, wenn sie ihre Beschwerden angstfrei vorbringen können und ihre Verbesserungsvorschläge ernsthaft diskutiert und einbezogen werden. So können sie sich zum einen als Individuum mit eigener Meinung gesehen und wertgeschätzt fühlen und zum anderen als ein auf das Zusammenleben der Gemeinschaft Einfluss nehmendes Mitglied erleben.
Die Erfahrungen haben gezeigt: Stehen den Kindern fest etablierte und damit verlässliche und selbstverständliche Möglichkeiten zur Verfügung, Kritik zu äußern und Veränderungsvorschläge zu machen, nutzen Kinder dieses Angebot gern. Sie möchten, dass ihre Kritik und ihre Verbesserungsvorschläge gehört, anerkannt und ernsthaft diskutiert werden.
Wenn Erwachsene ihre Beschwerden allerdings zurückweisen, ignorieren, oder nicht handeln - z. B. mit dem Argument, dass die Kinder gar nicht wissen können, was gut für sie ist, fühlen Kinder sich machtlos. Sie ziehen sich dann zurück, passen sich notgedrungen an oder versuchen, „heimlich“ die (Gruppen)Regeln der Erwachsenen zu unterlaufen. Daher ist es so wichtig, dass wir versuchen zu verstehen, warum die Kinder diese Regeln unterlaufen, anstatt auf Einhaltung zu pochen.
Achte auch im Alltag darauf: Was und wen loben die Kinder, über was und wen beschweren sie sich? Genau diese Punkte solltest du nicht ignorieren, sondern als Anlass nehmen, die Qualität zu beleuchten. Denn Qualität in Kitas sollte so entwickelt werden, dass Kinder dabei als diejenigen, um deren Angelegenheiten es im Kern geht, gesehen, gehört und gefragt und als Mitwirkende und Mitbestimmende einbezogen werden.
Welche Verbindung es zwischen den Kinderrechten und der Qualitätsentwicklung gibt, und wie du es im Alltag umsetzt, erfährst du in unserem einmaligen Live-Webinar am 20.06.2023 von 18:00 – 20:30 Uhr mit Kindheitsexpertin, Kinderrechtsexpertin und Fachkraft für die Kinderperspektiven im Qualitätsentwicklungsprozess, Sarah Matzke.
Denn Kinder wünschen sich die Kita als einen Ort, an dem sie sich gut auskennen und an dem sie mitgestalten, mitbestimmen und sich beschweren können. Nehmen Kinder sich als ExpertInnen für ihre Einrichtung wahr, ist dies mit dem Erleben von Kompetenz und Selbstwirksamkeit verbunden. Melde sich zum Webinar an. Dann erfährst du, wie du eine kinderrechtbasierte Qualitätsentwicklung in deiner Arbeit umsetzen kannst.
Webinar: „Kinderrechte in der Praxis und Perspektiven der Kinder“
Du möchtest mehr über die Kinderrechte und das Einbinden der Perspektiven der Kinder in die tägliche Kita-Praxis lernen? Dann bist du bei unserem Live-Webinar mit Expertin Sarah Matzke genau richtig! Sarah Matzke ist Kindheitspädagogin und Bildungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Kinderrechtebildung und Kinderperspektiven in der Qualitätsentwicklung.
Das lernst DU...
- Erste Ansätze zu kinderrechtebasierter Qualitätsentwicklung vom Kind ausgehend
- Welche Rechte und Qualitätsbereiche den Kindern in der Kita besonders wichtig sind
- Reflexion der eigenen Arbeit in Hinsicht auf die einzelnen Kinderrechte und Situationen aus der Arbeitspraxis
Alle Infos zum Webinar findest du hier.
Melde dich unbedingt an, denn wenn es um die Qualitätsentwicklung in Kitas geht, werden die Perspektiven und Meinungen von Kindern bisher kaum berücksichtigt – obwohl es sich hierbei um ein fundamentales Kinderrecht handelt. Ist das in deiner Kita vielleicht auch so?
In diesem Live-Webinar wirst du lernen, die Perspektiven der Kinder zu verstehen und sie systematisch bei der Entwicklung von Kita-Qualität einzubeziehen – damit die Kinderrechte in deiner Kita keine leeren Worthülsen mehr bleiben und die Kinder tatsächlich zu ihrem Recht kommen.
Denn Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Erfahrungen und Erlebnisse, ihre Perspektiven und Praktiken als fester, gleichwertiger und gleichwürdiger Bestandteil in Prozesse der Qualitätserfassung und -entwicklung einbezogen werden.
Was ist den Kindern wichtig, was mögen sie – und was mögen sie nicht, was wünschen sie sich anders? Was trägt zu ihrem Wohlfühlen bei, was bereitet ihnen Kummer, was macht sie glücklich? Was stärkt sie als Individuum und als Teil einer Gruppe? Was eröffnet ihnen Raum für Prozesse der Selbst- und Welterkundung? Was und wen loben die Kinder, über was und wen beschweren sie sich?
Die Kita-Qualität sollte so entwickelt werden, dass Kinder dabei als diejenigen, um deren Angelegenheiten es im Kern geht, gesehen, gehört und gefragt und als Mitwirkende und Mitbestimmende einbezogen werden.
Melde dich jetzt zum Webinar „Kinderrechte in der Praxis und Perspektiven der Kinder“ an:
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