Vor ein paar Wochen gab es auf meinem Instagram Account praxis_kita eine große Diskussion. Es ging darum, dass Kinder in der Kita nicht ihre Erstsprache sprechen durften. Das Ziel, das hinter diesem Verbot steckt ist, dass die Kinder schneller und besser Deutsch lernen. Diesem Verbot liegt ein großer Irrglaube zugrunde und zwar: „Kinder, lernen schneller und besser Deutsch, wenn sie die Sprache nutzen müssen.“
Betrachten Sie jede Sprache als großes Geschenk
Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Sie Kindern ihre Erstsprache (früher sagte man Muttersprache) verbieten, dann drücken Sie ganz unbewusst aus. „Deine Sprache ist schlecht oder wertlos“. Dabei ist jede Sprache ein großes Geschenk. Egal ob es sich um eine Bildungssprache handelt, die wir in der Schule lernen oder um eine Sprache, die wenige Menschen auf der Welt sprechen.
Beugen Sie unbedingt Sprachhemmungen vor
Wenn Sie den Kindern „ihre Sprache rauben“, dann kann es dazu führen, dass das Kind Sprechhemmungen entwickelt und keine Sprache richtig lernt. Wie gut Kinder auch die deutsche Sprache lernen, hängt unter anderem von ihrer eigenen Motivation ab, Deutsch zu lernen.
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Motivieren Sie die Kita-Kinder Deutsch zu lernen
Die Motivation fördern Sie, beispielweise durch vertrauensvolle Beziehungen zu Ihnen und den anderen Kindern. Ein Verbot der Erstsprache stärkt nicht die Beziehung zu Ihnen und der anderen Kinder. Denn sicherlich kennen Sie auch den Effekt, dass Kinder ein anderes Kind schnell darauf hinweisen, wenn es etwas „verbotenes“ gemacht hat. Hierzu gehören auch, wenn es eine „verbotene“ Sprache nutzt oder einfach nur mal „verbotene Wörter“ in einem Satz integriert. Sorgen Sie lieber dafür, dass die Kinder erleben, dass es für sie vorteilhaft ist, wenn sie gut Deutsch sprechen. Beispielsweise durch gemeinsame Lieder, Sprachspiele, Fingerspiele etc. und in dem Sie die Freundschaft zu Kindern, die gut deutsch sprechen fördern.
Schenken Sie den Kindern viele Sprachanlässe
Wenn Sie an dieser Stelle denken: „Das machen wir doch schon alles.“ Das zeigt Ihnen, dass Sie sehr gute Arbeit leisten. Seien Sie stolz darauf. Schenken Sie den Kindern im Kita-Alltag viele Sprachanlässe in der deutschen Sprache. Treten Sie mit den Kindern in einen Dialog. Denn häufig passiert es im hektischen Kita-Alltag, dass Sie zwar viel sprechen, aber wenig miteinander sprachen. Je höher der Personalnotstand ist, desto größer ist diese Gefahr.
Zeigen Sie Ihre Wertschätzungen für alle Sprachen
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung für jede Sprache, die ein Kind spricht und akzeptieren Sie dieses unbedingt. Auch wenn mehrere Kita-Kinder mit einer anderen Sprache sich in ihrer Erstsprache unterhalten. Denn je besser ein Kind seine Erstsprache spricht, desto besser wird es auch Deutsch lernen. Denn die Erstsprache schenkt den Kindern ein Gefühl der Zugehörigkeit und Vertrautheit.
Zudem bauen die Kita-Kinder jede weitere Sprache, die sie lernen – so auch die deutsche Sprache – auf die Kompetenzen auf, die sie in ihrer Erstsprache bereits entwickelt haben. Freuen Sie sich, wenn die Kinder die Kompetenzen in ihrer Erstsprache trainieren. Dadurch trainieren Sie auch indirekt ihre Fertigkeiten in der deutschen Sprache.
Ich hoffe mein Beitrag hat Ihnen gefallen und Sie können Sprachkonflikte im Kita-Alltag jetzt entspannter betrachten.
Wie gehen Sie mit Mehrsprachigkeit Ihrer Kita-Kinder um? Verbot oder schon Geschenk?
Liebe Grüße,
Ihre Bianca