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Bedürfnisorientierte Pädagogik in der Kita: 3 Vorurteile und was wirklich wichtig ist

Bedürfnisorientierte Pädagogik in der Kita ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt. Dennoch gibt es immer noch viele Vorurteile und Missverständnisse darüber, was genau dahintersteckt. In diesem Blogartikel möchten wir uns mit den häufigsten Vorurteilen zur bedürfnisorientierten Pädagogik in der Kita auseinandersetzen und aufklären, worum es wirklich geht.

1. Bedürfnisorientierung bedeutet, jeden Wunsch zu erfüllen 

Häufig wird eine bedürfnisorientierte Pädagogik damit gleichgesetzt, dass den Kindern jeder Wunsch erfüllt wird. So etwa nach dem Motto, dass ein Kind einen Wunsch äußert, und du als Fachkraft oder die Eltern gleich springen, um diesen Wunsch zu erfüllen. Nicht selten kommt es vor, dass Eltern auch diesen Wunsch an dich herantragen.

Das ist keine Bedürfnisorientierung, sondern eine reine Wunscherfüllung. Es gibt einen großen Unterschied zwischen einem echten Bedürfnis und einem Wunsch. Die Referentin Sibylle Schmitz unseres Webinars „Bedürfnisorientierte Pädagogik: Fachliche Grundlagen und praktische Methoden“ spricht von 28 unterschiedlichen Bedürfnissen. Darunter finden sich beispielsweise die Bedürfnisse nach:

  • emotionaler Wärme und Nähe, Vertrauen, Körperkontakt und einer sicheren Bindung
  • Neugierde, Exploration, Lernen, Ausprobieren/Erkunden
  • Spielen, Selbstwirksamkeit erfahren
  • Auseinandersetzung, Reibung, Konfrontation, Grenzen erfahren, Kräfte messen
  • Selbstwahrnehmung, Selbstbestimmung, eigenem Erleben und Empfinden, Lösungen finden dürfen
  • bewusst Abschied nehmen, Trauern, Loslassen, Rituale zum Abschied
  • Gemeinschaft, Freundschaft, Spielkameraden, Mitmachen dürfen, gemeinsames Handeln, Verbundenheit

Den Kindern jeden Wunsch nachzugeben, weil wir oder Eltern die Bedürfnisorientierung falsch verstehen oder aufgrund von zu wenig Kraft oder eines schlechten Gewissens keine adäquaten Grenzen ziehen, ist keine Bedürfnisorientierung. Im Gegenteil: Es ist eher eine Befriedigung von Wünschen, die Kindern nicht guttut. Denn hinter jedem Wunsch steckt zwar ein Bedürfnis, aber dieses kann ein ganz anderes sein als auf den ersten Blick sichtbar ist.

Jesper Juul sagte einmal in einem Interview sinngemäß: „Kinder bekommen häufig zu viel von dem, was sie wollten, aber zu wenig von dem, was sie brauchen.“

Stell dir vor, ein Mädchen kommt morgens sehr traurig in die Kita. Es wollte gerne sein neues rosa Sommerkleid anziehen und dir zeigen. Allerdings hat die Mutter das aufgrund des schlechten Wetters nicht erlaubt. Du gehst mit dem Mädchen in einen Dialog, um herauszufinden, warum es ihr so wichtig ist, das Kleid anzuziehen. Dabei erfährst du, dass das Bedürfnis dahinter Anerkennung und Wertschätzung des neuen Kleides und des Mädchens ist. Nachdem du das erkannt hast, sprichst du mit dem Kind über sein neues Sommerkleid, lässt es dir beschreiben und bittest das Kind ein Bild vom Kleid zu malen. Durch diesen Dialog hast du das Bedürfnis des Kindes nach Anerkennung und Wertschätzung befriedigt. Das Kind ist wieder glücklich

2. Auch in der bedürfnisorientierten Pädagogik gibt es Grenzen und Auseinandersetzungen

Was wird durch das vorherige Beispiel zudem noch deutlich? Eine bedürfnisorientierte Pädagogik hat auch etwas damit zu tun, sinnvolle Grenzen zu setzen. Hieraus können auch Konflikte, Ärger, Wut und Streit entstehen. Eine Bedürfnisorientierung bedeutet nicht, dass immer und überall Harmonie herrscht. Denn wo verschiedene Bedürfnisse aufeinanderprallen, gibt es logischerweise auch Konflikte. Auch das Bedürfnis nach Auseinandersetzung, Reibung, Konfrontation, Grenzen erfahren, Kräfte messen ist ein valides Bedürfnis.

Dabei geht es nicht etwa um eine Laissez-faire-Haltung, sondern um eine klare Orientierung, in der die Grenzen aller Beteiligten − Eltern, pädagogischer Fachkräfte und Kinder − geachtet und die Bedürfnisse aller ernst genommen werden. Zudem geht es in der Bedürfnisorientierung darum, alle Bedürfnisse miteinander in einen Einklang zu bringen und nicht nur den Bedürfnissen der Kinder zu folgen.

Live-Webinar "Bedürfnisorientierte Pädagogik"


Das klingt schwer oder gar unmöglich? Dann empfehlen wir dir unser Live-Webinar am 18.10.2023 – 18.00 bis 20.30 Uhr, welches sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Im Webinar erhältst du ein besseres Verständnis von bedürfnisorientierter Pädagogik und lernst, wie du die Bedürfnisorientierung erfolgreich in deiner Kita-Gruppe umsetzen kannst.

Alle Infos zum Webinar und zur Anmeldung findest du hier.

3. Bedürfnisorientierte Pädagogik lässt Kinder zu Tyrannen werden 

Dass Kinder zu Tyrannen oder unsozialen, egozentrischen Menschen werden, ist ein weiteres häufiges Vorurteil. Die Sorge, die dahinter steckt, ist, dass Kinder, die all ihre Bedürfnisse erfüllt bekommen, egozentrisch handeln und nicht im Sinne der Gruppe sozialisiert werden. Das ist jedoch falsch.

Denn Kinder, deren wahre Bedürfnisse befriedigt werden, entwickeln sich zu empathischen Menschen. Durch die Kommunikation über die Bedürfnisse und die Achtung dieser lernen Kinder, ihre Bedürfnisse auszudrücken und selbst zu regulieren. Sie erfahren auch die Bedürfnisse von anderen Menschen und dass diese nicht immer mit ihren im Einklang stehen.

Die Kinder lernen hierdurch, Verantwortung für ihre eigenen Handlungen zu übernehmen und Regeln zu akzeptieren. Durch deine Unterstützung lernen die Kinder ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, auszudrücken und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind. Hierdurch werden Kinder nicht zu Tyrannen oder egozentrisch, sondern lernen vielmehr ihre eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer zu respektieren.

Das Ziel dahinter ist es, dass Kinder lernen, ihre Bedürfnisse verbal oder nonverbal auszudrücken und auch eine Selbstregulation lernen. Denn nur mit einer angemessenen Selbstregulation können Kinder auch Bedürfnisse für einen angemessenen Zeitraum aufschieben.

Die Bedürfnisorientierung ist vielmehr eine wertschätzende, achtsame und gewaltfreie Haltung gegenüber allen Menschen, die darauf abzielt, Kinder dabei zu unterstützen, ihre Bedürfnisse auszudrücken und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.

Live-Webinar "Bedürfnisorientierte Pädagogik: Fachliche Grundlagen und praktische Methoden"


Du willst mehr fachliche Grundlagen und praktische Methoden zur bedürfnisorientierten Pädagogik erhalten? Dann ist unser Live-Webinar am 18.10.2023 von 18.00 bis 20.30 Uhr genau das Richtige für dich.

Unsere Referentin Sybille ist Logopädin, systemische Familientherapeutin sowie Psycholinguistin und Autorin von Kita-Fachbüchern. Durch ihre langjährige Erfahrung als Referentin und Beraterin für pädagogische Fachkräfte gibt sie dir konkrete, praxiserprobte Tipps zur Beobachtung, Begleitung und Stärkung der Kinder mit.

Das lernst DU...

  • Definition: Was ist ein „Bedürfnis“ in der menschlichen Psyche?
  • Die Rolle und Bedeutung von Bedürfnissen
  • Die Auswirkung von Bedürfnissen auf die kindliche Entwicklung
  • Die Vielfalt der kindlichen Bedürfnisse: 28 Bedürfnisbereiche und ihr Nutzen für die pädagogische Praxis
  • Praktische Methoden zur Umsetzung einer bedürfnisorientierten Pädagogik
  • Praxisbeispiele bedürfnisorientierter Pädagogik
  • Den Unterschied zwischen Bedürfnis- und Kompetenzorientierung und den jeweiligen fachlichen Nutzen dieser beiden Grundhaltungen
  • Entwicklungspsychologische Grundlagen rund um die Bedürfnisorientierung

Melde dich direkt an:

Du willst mehr fachliche Grundlagen und praktische Methoden zur bedürfnisorientierten Pädagogik erhalten? Dann ist unser Live-Webinar am 18.10.2023 von 18.00 bis 20.30 Uhr genau das Richtige für dich.

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  • Entwicklungspsychologische Grundlagen rund um die Bedürfnisorientierung

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Falls du eine klassische Rechnung oder Teamzugriff brauchst, dann schreibe uns gerne eine E-Mail an info@praxis-kita.de.


Schlagworte

Bedürfnisorientierte Pädagogik, Kita


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