Verhaltensauffälligkeiten wie aggressives Verhalten, das nach außen gerichtet ist, fordern dich und auch die anderen Kinder auf, sich damit zu befassen. Das kann ganz schön herausfordernd sein und den Ablauf in einer Kita durcheinanderbringen. In unserem heutigen Blogartikel erfährst du, welche Arten von Aggressionen es gibt und warum schnell ein Teufelskreis entstehen kann.
WICHTIG
Wir sprechen hier immer von Kindern, die aggressiv sind, und nicht von aggressiven Kindern. Denn die Aggression ist nur eine von vielen Verhaltensweisen und Facetten des Kindes. Nicht das ganze Kind ist aggressiv, sondern es verhält sich in manchen Situationen aggressiv. Das ist ein großer Unterschied, den wir auch in unserer Sprache beachten sollten. So verhindern wir auch, das Kind in eine bestimmte Schublade zu stecken.
1. Beachte: Aggressionen sind nicht per se schlecht
Wir sollten die Begriffe „Aggression“ oder „Kinder, die aggressiv sind“ nicht unreflektiert nutzen. Denn Aggressionen sind nicht grundsätzlich schlecht oder schlimm. Aggressionen sind unter Umständen auch ein Teil von Wachstumsimpulsen und können Impulse sein, um sich durchzusetzen. Beispielsweise in einer Form von einem aktiven, offensiven und energievollen Verhalten. Manchmal sprechen wir auch davon, dass jemand „durchsetzungsstark“ ist und mit seinem energischen Verhalten bestimmte Ziele verfolgt.
Aggressionen können auch ein normaler Gefühlsausdruck sein. Beispielsweise, wenn ein Kind ganz laut ein anderes Kind anschreit, weil es einfach nur wütend ist. Es stampft energisch mit dem Fuß auf und wirft dann noch vor Erregung eine Puppe durch den Gruppenraum. Diese Aggressionen können aus einem normalen Gefühlsausdruck entstehen.
Die dritte Form ist Aggression als absichtliche Schädigung. Beispielsweise, wenn ein Kind ein anderes Kind gezielt schubst oder auf die Nase boxt. In der wissenschaftlichen Definition wird unter aggressivem Verhalten ein Verhalten verstanden, das eine schädigende Absicht hat. Also ein Kind gezielt schubsen, um es zu verletzen. Das würde man als aggressiv bezeichnen. Wenn ein Kind ein anderes Kind in einem heftigen Streit schubst, weil es seine rasenden Emotionen noch nicht gut selbst regulieren kann, dann ist das nicht als aggressiv anzusehen. Daher solltest du im Kita-Alltag auch immer wieder genau differenzieren, ob es sich um eine wirkliche Aggression handelt, oder eher um eine Art des Emotionsausdrucks. Diese Differenzierung hilft dir dabei, Kinder nicht in eine Schublade zu stecken und zielgerichteter zu reagieren.
2. Es gibt unterschiedliche Arten von aggressivem Verhalten
Es gibt vier unterschiedliche Arten, wie sich aggressives Verhalten zeigt:
- Körperlich (schlagen, boxen, kneifen, ein Bein stellen, würgen, Gegenstände zerstören, kratzen, an den Haaren ziehen)
- Verbal (anschreien, ein aggressiver Tonfall, beschimpfen, bedrohen oder drohen, „verbal unter die Gürtellinie schlagen“, jemanden verspotten, lächerlich machen, auslachen)
- Nonverbal (böse und abfällige Blicke, beleidigende oder bedrohende Gesten)
- Relational (jemanden ausgrenzen, Mobbing, nicht mitspielen lassen, verleumden, gegen jemanden hetzen)
Bei den ersten drei Formen der Aggressionen ist ein unmittelbarer Kontakt mit der angegriffenen Person notwendig. Bei der vierten Art der Aggression ist dies nicht notwendig. Sie kann „von hinten herum“ stattfinden. Diese Art der Aggression ist meist viel subtiler und schwerer wahrnehmbar.
Nicht zuletzt gibt es auch noch die Autoaggressionen, die gegen die eigene Person gerichtet sind, z.B. ein Kind reißt sich selbst die Haare aus, schlägt sich selbst, schlägt mit dem Kopf gegen die Wand.
Aggressionen können aus einer Wut und aus Ärger heraus entstehen (Ärger-Aggression). Manchmal haben Kinder auch gelernt, dass sie durch Aggressionen ein bestimmtes Ziel erreichen. Ein Kind schubst ein anderes Kind von der Schaukel, weil es selbst auf die Schaukel möchte (instrumentelle Aggression). Darüber hinaus gibt es noch die kollektive Aggression, d.h. ein bestimmtes aggressives Verhalten tritt nur in einer bestimmten Gruppe auf.
Es gibt viele unterschiedliche psychologische und soziologische Erklärungsansätze, warum sich Menschen aggressiv verhalten.
3. Kinder mit einem aggressiven Verhalten gelangen schnell in einen Teufelskreis
Kinder, die sich aggressiv verhalten, können schnell in einen Teufelskreis gelangen:
Während der Autonomiephase von Kindern sind Wutanfälle entwicklungsangemessen. Diese nehmen in der Regel mit der Zeit ab. Bei einigen Kindern nimmt dieses Verhalten allerdings zu. Das kann zu einer problematischen Eltern-Kind-Interaktion führen und sich immer mehr und mehr aufschaukeln. Selbstverständlich kann es auch zu einer problematischen Fachkraft-Kind-Interaktion führen. Das bewirkt, dass das Kind immer mehr in die Opposition geht und sich gegenüber Aufforderungen, Bitten und Verhaltensregeln verweigert.
Die Eltern (bzw. du als Fachkraft) versuchen dieses Verhalten durch Erzwingungsversuche (Strafen, Konsequenzen) zu unterbinden und zu einem angemessenen Verhalten anzuregen. Das Kind reagiert auf diese Erzwingungsversuche noch aggressiver, was wiederum die Eltern-Kind-Interaktion noch weiter belastet.
Live-Webinar am 13. Februar: Herausforderung Verhaltensauffälligkeit
Wenn du wissen willst, wie du mit Kindern, die ein schwieriges Verhalten zeigen, und den daraus resultierenden Konflikten in der Kita angemessen umgehst und diesen Teufelskreis durchbrichst, dann ist unser Webinar mit Prof. Dr. Jörg Maywald genau das Richtige für dich.
Prof. Dr. Jörg Maywald ist Experte für Kinderrechte, Kinderschutz und Partizipation. Er ist Mitbegründer des Berliner Kinderschutz-Zentrums und war viele Jahre in der Jugendhilfe, im Jugendgesundheitsbereich und in der Erwachsenenbildung tätig.
Das lernst DU...
- Symptome und Verhaltensauffälligkeiten frühzeitig zu erkennen, zu verstehen und darauf zu reagieren
- Mögliche Ursachen und Bedingungen von Auffälligkeiten
- Bei Konflikten angemessen zu reagieren
- Handlungssicherheit mit Kindern mit herausforderndem Verhalten und in zugespitzten Situationen
- Durch gezielte Förderung, Aufklärung und Unterstützung Kindern und Eltern helfen, mit dem „Anderssein“ umzugehen
- In positiver Zusammenarbeit mit den Eltern weiterführende Hilfen initiieren
Mehr Informationen und Anmeldung zu dem Webinar unter:
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