Geht es dir auch so, dass du die Eingewöhnungszeit als eine der stressigsten Zeiten im Kita-Jahr empfindest? Die neuen Kinder verlangen deine volle Aufmerksamkeit, während die „alten“ Kita-Kinder natürlich auch deine Aufmerksamkeit brauchen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Zeit von uns pädagogischen Fachkräften eine hohe Präsenz abverlangt. Schließlich steht der Beziehungsaufbau zu den Kindern und zu den Eltern an erster Stelle der pädagogischen Arbeit.
Damit du diese Zeit der Doppelbelastung gut meisterst, möchte ich dich heute mit meinem Blogartikel zum Nachdenken einladen. Gemeinsam lernen wir die 7 Energieräuber der Eingewöhnung kennen – bekannte Stolperfallen, die im Kita-Alltag leicht passieren, aber unnötig Energie rauben. Lies unbedingt weiter und erfahre, worauf du dich stattdessen fokussieren solltest.
1. Stolperfalle: Du nutzt möglichst viele Checklisten & Dokumentationen
„Achte darauf, dass du möglichst alles mit Hilfe von Checklisten und Dokumentationen festhältst. Denn Checklisten ersparen einem viel Arbeit. Du behältst alles im Blick und kannst sicher sein, nichts zu vergessen. Denn durch Checklisten sorgst du für nachhaltig weniger Stress in der Eingewöhnung.“ Ich hoffe, du hast meine Ironie in dieser Aussage herausgelesen. Denn Checklisten reduzieren nicht den Stress während der Eingewöhnungszeit. Die Stressursachen liegen ganz woanders.
Das Führen von Listen kann nämlich sogar ganz schnell zum Stressfaktor Nummer 1 werden.
Als neue Kita-Leitung habe ich die Kita schnell von unnötigen und stressbelasteten Listen bereinigt.
Aber wie findest du heraus, ob eine Liste oder Dokumentation überflüssig ist?
Ganz einfach: Lass eine Liste einfach mal für ein paar Tage weg. In der Regel fällt es nicht mal auf, dass du die Liste nicht mehr führst. Nutze die Zeit lieber für die wichtigen Dinge.
Wirklich wichtige Checklisten
Mir fällt gerade nur eine Checkliste ein, die für die Eingewöhnung wirklich wichtig ist – und zwar die Liste, in der vermerkt ist, was die Kinder am ersten Kita-Tag alles benötigen. Worauf du auch nicht verzichten solltest, ist die tägliche kurze Dokumentation des Eingewöhnungsverlaufs. Notiere dir jeden Tag, wie sich das Kind verhalten hat, welche Interessen es hatte und wie lange die Trennung gedauert hat. Diese Informationen sind wichtig für dein Feedbackgespräch und für das Abschlussgespräch. Denn der Verlauf der Eingewöhnung bei dir kann große Auswirkungen auf die weiteren Übergänge im Leben des Kindes haben.
Falls dir noch eine weitere unverzichtbare Checkliste einfällt, dann schreibe es gerne unten in die Kommentare
Tipp!
Nutze diese kurzen Dokumentationen auch gleich für die Portfolioarbeit. So hast du zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
2. Stolperfalle: Du hältst dich genau an die Vorgaben des Eingewöhnungsmodells
„Eingewöhnungsmodelle sind gut, wichtig und richtig. Daher solltest du dich streng daran halten und genau so vorgehen, wie es das Modell vorsieht. Egal, ob ein Kind noch länger Zeit mit den Eltern benötigt, weil es sich noch nicht lösen kann oder noch nicht bereit ist, länger bei dir zu bleiben. Wenn das Modell es vorsieht, den nächsten Schritt zu gehen, solltest du ihn machen. Schließlich hast du es so den Eltern kommuniziert und die Eltern verlassen sich darauf.“
Halt! Nein! Stopp!!!
Jedes Kind ist individuell. In deiner Konzeption steht sicherlich auch, dass jedes Kind den Bauplan seiner eigenen Entwicklung in sich trägt. Wir achten und respektieren diesen. Daher meine Frage an dich:
Wenn du dich genau an die Vorgaben des Eingewöhnungsmodells hältst, achtest und respektierst du den inneren Bauplan des Kindes?
Nein. Du achtest und respektierst nur das Eingewöhnungsmodell. Denn das Modell weiß, was gut und richtig für Kinder und Eltern ist.
Betrachte ein Eingewöhnungsmodell als das, was es ist: Ein Modell. Und ein Modell ist kein Abbild der Wirklichkeit. Das Ziel eines Modells ist generell die Reduzierung der Komplexität gegenüber der Realität. Es ist ein abstraktes, idealisiertes Abbild. Ein häufiger Trugschluss ist daher, ein Modell mit der Realität gleichzusetzen.
Was bedeutet das jetzt für deine Eingewöhnung?
Setze das Modell nicht mit der Realität gleich. Die Realität sieht anders aus, denn jedes Kind hat den Bauplan seiner eigenen Entwicklung in sich. Betrachte daher die einzelnen Zeitvorgaben und die Schritte als Anregung und nicht als stringente Vorgabe. Blicke stattdessen auf die Bedürfnisse der Kinder und orientiere dich daran. Denn die Kinder signalisieren im Spiel deutlich, wenn sie bereit sind, die Eltern für einen Moment loszulassen.
Tipp!
Kommuniziere daher den Eltern vor der Eingewöhnung, dass du dich an dem Eingewöhnungsmodell orientierst, den Blick aber immer auf das einzelne Kind richtest. Eine frühzeitige Trennung von den Eltern bedeutet nicht zwangsläufig eine schnellere Eingewöhnung. Aber eine Trennung zu dem Zeitpunkt, wenn das Kind bereit ist, sorgt für eine gute Eingewöhnung.
Ich wünsche dir alles Gute für die Umsetzung!
Deine Bianca Hofmann
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