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Corona-Krise adé: 7 Tipps mit denen Sie den Kindern die Rückkehr in die Kita erleichtern.

Corona-Krise adé: 7 Tipps mit denen Sie den Kindern die Rückkehr in die Kita erleichtern.  

Im ersten Teil dieser Serie habe ich Sie eingeladen, sich in die Erfahrungen, die ein Kita-Kind während der Corona-Krise gemacht hat, hineinzuversetzen. Diese Erfahrungen sind sicherlich sehr individuell. Was aber alle Kinder gemeinsam haben, ist: Sie haben eine soziale Isolation erlebt. Sozialkontakte sind ein wichtiges Bedürfnis von Menschen und gute Sozialkontakte stärken die Resilienz der Kinder. Dieses ist unvermittelt weggefallen. Kinder haben vermeintlich stärkere Erwachsene erlebt, die selbst geschockt oder panisch reagiert haben. Sie haben viele Menschen in Schutzkleidung wie einem Mundschutz oder Handschuhen erlebt. All diese Erlebnisse hat ein Kind noch nie vorher in seinem Leben gemacht und kann diese mitunter nicht richtig einordnen, sodass die Gesamtsituation auf Kinder sehr bedrohlich wirken kann. Falls Sie dieses nochmals nachlesen möchten: hier finden Sie den Link.

Wie kommt es zu einem Trauma?

Ein Trauma ist eine subjektiv wahrgenommen, lebensbedrohliche Situation für ein Kind. Dabei ist es nicht notwendig, dass das Leben des Kindes wirklich in Gefahr war. Der Tod einer Bezugsperson, ein Unfall, ein Sturz u.ä, die objektiv betrachtet für ein Kind nicht lebensbedrohlich sind, können bereits zu einem Trauma führen. Und zwar dann, wenn das Kind sich dieser Situation schutzlose ausgeliefert fühlt und keine Hilfe von anderen Menschen erfährt. Das Kind hat keine Möglichkeit aus der Situation zu fliehen (z.B. vor dem Corona-Virus oder aus der belastenden Situation, die es während der Krise zuhause erlebt hat) und hat auch keine Chance dagegen anzukämpfen.

In unserem Sprachgebrauch bezeichnen wir solche Situationen auch manchmal, als Ereignisse, die uns aus der Bahn werfen, sprachlos oder hilflos machen, bis ins Mark und Bein erschüttern, den Boden unter den Füßen wegziehen.

Die meisten Kinder besitzen gute Bewältigungsstrategien und können sich verhältnismäßig schnell an fordernde Situationen anpassen. Macht das Kind hingegen die Erfahrung, die Situation ist für mich nicht zu bewältigen, kann es zu einem Trauma kommen. Resilienz ist eine Schutzfunktion für Kinder, aber mache Herausforderungen oder Krisen können auch die Resilienz zerstören.

  1. Tipp: Reagieren Sie achtsam, wenn die Kinder zurück in die Kita kommen

Ihre Aufgabe als pädagogische Fachkraft ist es nicht ein mögliches Trauma zu diagnostizieren oder zu therapieren. Allerdings sollten Sie achtsam sein, wenn ein Kind plötzlich ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigt. Vielleicht ist ein Kind ausgesprochen zurückgezogen und isoliert sich. Ein anderes Kind zeigt plötzlich ein sehr herausforderndes Verhalten. Es kann auch sein, dass ein Kind plötzlich panisch auf ein bestimmtes Geräusch (z.B. wie bei einem Schlag reagiert), bestimmte Dinge meidet oder übertriebene Angst vor Viren, Bakterien oder Nähe hat. Reagieren Sie in jedem Fall achtsam und behalten Sie im Hinterkopf, dass ein Trauma vorliegen kann.

Spielen Sie die Ängste der Kinder nicht herunter, indem Sie sagen: „Du musst keine Angst haben“ Oder „das ist doch nicht so schlimm“. Das Kind hat Angst und für ihn ist die Situation schlimm. Erinnern Sie sich noch daran, was ein Trauma ausmacht: Das Kind fühlt sich hilflos und schutzlos in der Situation. Seine Sie für die Kinder da und bieten Sie dem Kind Schutz, dieses erreichen Sie durch Ihre Anwesenheit und Empathie. Lassen Sie das Kind nicht allein – auch nicht, wenn es gerade sehr auffällig reagiert.

2. Tipp: Stellen Sie in den ersten Wochen den Beziehungsaufbau zu den Kindern in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit

Gute Beziehungen zu anderen Menschen helfen Kinder mit einem Trauma umzugehen. Aber auch die Kinder, die kein Trauma erlebt haben, werden sehr davon profitieren, wenn Sie viel Zeit in die Gestaltung der Beziehung investieren. Denn die Kinder haben Sie über Wochen nicht gesehen. Für Kinder ein lange Zeit. Da kann es notwendig sein, dass Sie sich erst wieder besser kennenlernen. Eine bessere Investition für die restliche Kita-Zeit gibt es nicht.

3. Tipp: Sprechen Sie über die Erlebnisse der Kinder

Sprechen Sie mit den Kindern über die Erlebnisse während der Schließzeit. Dieses muss nicht nur durch Worte geschehen. Denken Sie an den Ausspruch der Reggio-Pädagogik: Die 100 Sprachen des Kindes. Nutzen Sie die Sprachen wie die Kreativität (malen, kneten, mit Holz arbeiten), Tanzen, Singen, Bewegen, Rollenspiele etc. Nonverbal drücken Kinder manchmal eher aus, was sie bewegt oder belastet, als sie es sprachlich können.

WICHTIG


Auf traumatisierte Kinde kann eine Entspannungsübung negative Auswirkungen haben. Denn es kann passieren, dass bei Kind die Schreckensbilder wieder hochkommen. Falls Sie den Verdacht haben, dass ein Kind traumatisiert ist, verzichte Sie auf Entspannungsübungen.

4. Tipp: Nutzen Sie die nächsten Wochen für die Ressourcenarbeit

Sprechen Sie mit den Kindern über Ihre Stärken. Machen Sie den Kindern diese bewusst. Diese positiven Ressourcen, die jedes Kind in sich trägt, hilft dabei, mit den herausfordernden Situationen des Lebens kompetent umzugehen und sich selbst auszubalancieren.

Dass Sie auf eine wertschätzende Sprache achten, sollte ein Selbstverständlichkeit sein. Sätze wie „du schaffst das nicht“ oder „du bist ein Zappelphilipp/eine Heulsuse/eine Kaspar u.ä.“ können sich zu Glaubenssätze verfestigen. Das Kind verliert zusätzlich noch mehr an Selbstvertrauen.

5. Tipp: Stärken Sie die Freundschaften der Kinder

Wie wichtig soziale Beziehungen für uns Menschen sind, haben Sie im ersten Teil dieser Serie erfahren. Diese sind in der Corona-Krise sehr eingeschränkt worden. Nutzen Sie die ersten Wochen, um die sozialen Beziehungen der Kinder untereinander wieder zu stärken. Ermuntern Sie auch die Kita-Eltern dazu, alte Freundschaften der Kinder wieder durch gegenseitige Besuche zu aktivieren. Natürlich nur, so wie es die gesetzlichen Rahmenbedingungen oder Empfehlungen gerade zulassen.

Halten Sie auch Kontakt zu den Kindern, die die Kita vielleicht noch nicht besuchen dürfen oder können. Schreiben Sie gemeinsam Briefe an diese Kinder und malen Sie Bilder. So signalisieren Sie diesen Kindern: „Du bist nicht alleine“.

6. Tipp: Verzichten Sie auf übertriebenen Aktionismus oder Ignoranz

Egal, ob ein Kind traumatisiert, belastet oder wie immer zurück zu Ihnen in die Kita kommt. Verzichten Sie auf einen übertriebenen Aktionismus oder Ignoranz, in Form von:

  • Wir müssen nun unbedingt die Erlebnisse der Kinder besprechen.
  • Die Kinder müssen unbedingt kreativ oder spielerisch die Krise verarbeiten.
  • Wir schweigen das Thema tot, als nichts gewesen wäre und machen dort weiter, wo wir aufgehört haben.

Sie können die Kinder weder „zwingen“ ihre Erlebnisse auszudrücken, noch sollten Sie diese „unter den Teppich kehren“. Bieten Sie den Kindern Möglichkeiten an, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Ignorieren Sie auch nicht die Erfahrungen, denn die Kinder haben sie gemacht. Die Krise ist oder war real. Sie gehört genau so zu unserem Leben dazu, wie die vielen schönen Momente und Erlebnisse, die Sie vorher und auch noch nachher haben werden. Lassen Sie sich auf die Bedürfnisse der Kinder ein und bieten Sie den Kindern ein offenes Ohr und eine gute Beziehung zu Ihnen an.

7. Tipp: Seien Sie nicht zu stolz, um Hilfe anzunehmen!

Die Behandlung von traumatisierenden Erfahrungen ist nicht Ihre Aufgabe als pädagogische Fachkraft. Dennoch erleben Sie im Kita-Alltag häufig die Folgen, wenn Kinder traumatisierende Erfahrungen erlebt haben. Wenn Sie sich unsicher fühlen, dann nutzen Sie hilfreiche Angebote wie z.B. unsere online Fortbildung "Pädagogische Unterstützung bei der Traumabewältigung von Kita-Kindern“, in der wir uns genau mit der Frage beschäftigen, wie Sie aus Ihrer Rolle heraus betroffene Kinder in Trauma-Phasen optimal begleiten können.

Einen erfolgreichen und harmonischen Start wünscht Ihnen

Bianca Hofmann

Fortbildung
Unsere Unterstützung für Sie:

Neue online Fortbildung „Pädagogische Unterstützung bei der Traumabewältigung von Kita-Kindern“

Wenn Sie noch mehr Unterstützung zu diesem Thema suchen, dann ist unsere neue online Fortbildung genau richtig für Sie. Sie unterstützt Sie dabei zu verstehen, wie und wodurch es zu einem Trauma kommen kann und sich dieses im Gehirn auswirkt.

Dieses Wissen hilft Ihnen dabei, die Kinder und deren möglicherweise unerwartete und nicht situationsangemessene Reaktionen besser zu verstehen und pädagogisch angemessen zu begleiten. Sie bekommen viele praktische Ideen und Tipps an die Hand, wie Sie:

Was dich erwartet...

  • die Resilienz der Kinder stärken,
  • die Ressourcen der Kinder bewusst machen und (wieder) aktivieren,
  • durch Ihre achtsame Unterstützung den Kindern Trost und neue Hoffnung schenken,
  • den Kindern vermitteln, dass die Kita ein sicherer Orte ist.
  •  

    Von diesen Ideen und Tipps profitieren nicht nur Kinder, die ein Trauma erlebt haben, sondern alle Kinder in Ihrer Kita.


    Schlagworte

    Corona, Coronakrise, Fachkraft, Kinder, Kita, Krise, Maßnahmen, Trauma, Wiedereinstieg


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