Blogbeitrag

Warum eine frühzeitige mathematische Bildung entscheidend ist

In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du durch die Bildungsarbeit in deiner Kita einen entscheidenden Grundstein für die mathematische Bildung der Kinder legst. Denn Kinder lernen Mathematik nicht erst in der Schule, sondern machen bereits im Kleinkindalter bedeutende mathematische Grunderfahrungen, auf die das schulische Lernen aufbaut. Allerdings nimmt die mathematische Bildung in vielen Kitas eher eine Randerscheinung ein als einen bewusst umgesetzten Bildungsbereich. Dabei ist Mathematik eine fundamentale Fähigkeit und ein entscheidender Faktor für die Chancengleichheit aller Kinder.

Entdecke zudem, warum es sich um einen Glaubenssatz handelt, dass Mädchen weniger mathematisch begabt sind, und warum du mathematische Bildungsangebote für alle Kinder initiieren solltest – unabhängig von Geschlecht oder Hintergrund.

Sind Mädchen in Mathematik wirklich schlechter als Jungen?

Frauen sind in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) an den Universitäten immer noch unterrepräsentiert. Seit 1936 hat nur eine einzige Frau die Fields-Medaille, den Nobelpreis der Mathematik, gewonnen. Auch in den PISA-Studien schneiden Mädchen in Deutschland in Mathematik schlechter ab als Jungen.

Wenn wir mal bewusst die Stereotypen-Schublade aufmachen: Vielleicht liegt es daran, dass Mädchen eine geringere mathematische Kompetenz besitzen als Jungen? Vielleicht kennst du auch den Spruch: “Mädchen können kein Mathe” oder Buchtitel wie “Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken”, die einen Unterschied zwischen den Geschlechtern thematisieren. Ist an diesen Glaubenssätzen tatsächlich etwas Wahres dran, und Mädchen, die Mathe lieben – so wie ich – gehören eher zur Ausnahme? Zumindest kam ich mir in meiner Schulzeit so vor.

Alle Mädchen in meiner Klasse klagten über das Fach Mathe und taten sich schwer damit. Unter uns gesagt…

… ich ließ sie in Klassenarbeiten auch gerne von mir abschreiben. Denn die Schulnoten der anderen Mädchen bestätigten, was alle ausdrückten. Kurz gesagt, im Jahreszeugnis gab es den Beweis: Mädchen sind in Mathe tatsächlich schlechter als Jungen.

Wenn wir einen Blick in andere Länder richten, zeigen Bildungsstudien, dass Mädchen in Mathematik genauso gut oder besser abschneiden können als Jungen. Dies belegt, dass Jungen nicht von Natur aus besser mit Zahlen umgehen können.

Interessant ist die Frage: Warum sind dann in Deutschland Mädchen in Mathe schlechter als Jungen, wenn es in anderen Ländern nicht der Fall ist? Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigte, dass Mädchen sich bereits ab der fünften Klasse in Mathe schlechter einschätzen, selbst wenn ihre Leistungen mit denen der Jungen vergleichbar oder sogar besser sind.

Hier liegt ein möglicher Grund für das Klischee, dass Jungen besser in Mathe sind: Mädchen trauen sich weniger zu und schneiden daher tatsächlich schlechter ab – eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Denn ohne Selbstvertrauen gibt es keinen Erfolg.

Erziehung und Sozialisation verfestigen also die Vorstellung, dass Mädchen in Mathe schlechter sind als Jungen. Wenn Kinder entweder einen Bagger oder eine Puppe geschenkt bekommen, wenn Jungen im Kindergarten in die Bauecke geschickt werden und Mädchen zu den Bügelperlen, entstehen stereotype Rollenmuster, die sich zu negativen Glaubenssätzen verfestigen können.

Hier liegt unsere Verantwortung als Bildungseinrichtung: Wir sollten versuchen, bei allen Kindern Lust auf Mathematik zu vermitteln. Die Frage lautet nur: Wie häufig bieten wir tatsächlich mathematische Bildungsangebote in der Kita an? Oder behandeln wir vielleicht das Thema Mathe „stiefmütterlich“, weil wir in der Schule selbst keinen Zugang zum Thema Mathematik gefunden haben?

Beachte die Rolle des familiären Hintergrunds

Der familiäre Hintergrund beeinflusst häufig maßgeblich die mathematischen Fähigkeiten eines Kindes. Ein hohes Maß an sprachlichen mathematischen Bezügen im Alltag erhöht das mathematische Wissen der Kinder.

Kinder, die dies im familiären Kontext nicht erleben, entwickeln oft weniger Interesse an mathematischen Themen und geringere mathematische Fähigkeiten als Kinder, die in der Familie viele Anregungen erhalten.

Als pädagogische Mitarbeitende in einer Kita kannst du dazu beitragen, im Kita-Alltag immer wieder Bezüge zur Mathematik zu integrieren und so das mathematische Verständnis der Kinder anzuregen.

Schaffe einen Schlüssel zur Chancengleichheit durch regelmäßige mathematische Bildung

Es wurde deutlich: Mathematik ist nicht nur eine fundamentale Fähigkeit, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Du legst durch deine Bildungsarbeit in der Kita einen bedeutenden Grundstein für die mathematische Bildung und das Interesse der Kinder an Mathe. Hier ist es wichtig, alle Kinder gleichermaßen zu erreichen – unabhängig von Geschlecht oder Hintergrund.

Eine frühzeitige und positive Auseinandersetzung mit Mathematik stärkt das Selbstvertrauen der Kinder in ihre mathematischen Fähigkeiten. Insbesondere für Mädchen, die häufig immer noch mit den genannten Vorurteilen und Klischees konfrontiert werden, ist diese Unterstützung entscheidend.

Beachte den Einfluss von Sozialisation und Rollenmuster

Studien zeigen, dass Mädchen in MINT-Fächern an Universitäten unterrepräsentiert sind. Diese Tendenz beginnt oft schon im Kindergarten, wo geschlechtsspezifische Rollenmuster und Erwartungen geprägt werden.

Mädchen, die häufig in die Rolle der fürsorglichen oder kreativen „Puppe“ gedrängt werden, haben weniger Gelegenheit, ihre mathematischen Fähigkeiten zu entwickeln. Jungen hingegen werden oft in technische und mathematische Aktivitäten eingeführt. Diese ungleiche Sozialisation führt dazu, dass Mädchen sich bereits ab der fünften Klasse in Mathe schlechter einschätzen, selbst wenn ihre Leistungen vergleichbar oder sogar besser sind.

Daher ist es extrem wichtig, dass du das Selbstvertrauen der Kinder durch positive Erfahrungen mit Mathematik stärkst.

Stärke das Selbstvertrauen durch positive Erfahrungen

Die Bildung in der Kita sollte darauf abzielen, stereotypisches Denken zu durchbrechen. Indem du in der Kita mathematische Herausforderungen und Aktivitäten für alle Kinder gleich zugänglich machst, kannst du dazu beitragen, das Selbstvertrauen aller Kinder in ihre mathematischen Fähigkeiten zu stärken.

Durch gezielte Bildungsangebote, Impulse und Unterstützung kannst du den Kindern helfen, ihre mathematischen Kompetenzen weiterzuentwickeln und zu erkennen, dass es keine „typischen“ Stärken oder Schwächen in Bezug auf Geschlecht gibt. Vielleicht schaffen wir es so, dass zukünftig mehr Frauen in MINT-Studiengängen vertreten sind und entsprechende Auszeichnungen erhalten.

Mathematische Bildung in der Kita trägt dazu bei, die Weichen für die Chancengleichheit zu stellen. Wenn Mädchen und Jungen die gleichen Möglichkeiten erhalten, ihre mathematischen Fähigkeiten zu erkunden und zu entwickeln, wird die Grundlage für eine gerechtere Verteilung von Chancen in den späteren Bildungsphasen gelegt.

Studien aus anderen Ländern belegen, dass Mädchen in Mathematik ebenso gut oder besser abschneiden können als Jungen, wenn sie die gleichen Chancen und Ermutigungen erhalten. Und genau dort sollten wir in der Kita ansetzen, d. h. mehr mathematische Aktivitäten anbieten und dafür vielleicht andere Aktivitäten reduzieren, um ein Gleichgewicht in allen Bildungsbereichen zu erreichen.

Hierbei unterstützen wir dich in unserem Webinar "Mathewerkstatt in der Kita: Wie du die mathematische Bildung von Kindern anregst"

Suchst du nach neuen Ideen, um Kinder beim Entdecken mathematischer Zusammenhänge zu unterstützen? Diese Fortbildung konzentriert sich darauf, wie du die mathematische Bildung in der Kita praktisch umsetzen und den Kindern einen ganzheitlichen Zugang zur Mathematik bieten kannst.

Sorge für mathematische Erfahrungen und schenke den Kindern neue Impulse

Eine inspirierende Spielumgebung mit verschiedenen Messgeräten wie Waagen, Linealen, Zollstöcken und vielen ähnlichen Materialien lädt Kinder zum mathematischen Experimentieren ein.

Stelle den Kindern regelmäßig mathematische Fragen, wie Schätzfragen, welche Mengen weniger oder mehr sind. Entdeckt im Alltag wiederkehrende Muster und logische Reihen, z. B. in Bauwerken oder bei Fliesen. Macht euch in der Kita und in der Umgebung auf die Suche nach Formen, Körpern und Farben.

Dies regt das Bewusstsein der Kinder für Mathe an und fördert ihre mathematische Denkweise. Dies hilft den Kindern auch dabei, entsprechende Begriffe zu lernen und zu festigen.

Regt die Kinder zu Interaktionen über Mathematik an

Neben gezielten Aktivitäten sollte Mathematik als alltagsintegrierte Bildung stattfinden. Alltagsintegrierte Bildung findet immer im Kontext von Interaktionen zwischen Kindern, ihren Peers und pädagogischen Mitarbeitenden statt.

Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder überhaupt in Kontakt mit mathematischen Inhalten kommen. Studien zeigen, dass gezielte Aktivitäten im Bereich Mengen und Zahlen positive Auswirkungen auf die mathematischen Fähigkeiten von Kindern haben. Kinder lernen besonders gut in ganzheitlich organisierten Aktivitäten, anstatt durch Arbeitsblätter.

Wie viele Erfahrungen machen die Kinder in deiner Kita mit Mengen, Zahlen und Rechenoperationen?

Mathematische Basiskompetenzen im Bereich Mengen und Zahlen umfassen das Mengenverständnis, die Zählfertigkeit und die Zahlenkenntnis. Kinder erkennen bereits in jungen Jahren Mengen und ordnen diese mit zunehmendem Alter auch Zahlen zu. Allerdings nur, wenn sie auch entsprechende Anregungen erhalten.

Sie lernen, dass kleine Mengen mit niedrigen Zahlen und große Mengen mit hohen Zahlen bezeichnet werden. Häufig lernen die Kinder in der Kita durch Aktivitäten wie das Zählen aller Kinder im Morgenkreis oder das Zählen der Stühle und Tische für das Mittagessen.

Wie wäre es, wenn du ein Kind an die Tafel bittest, um mit den anderen Kindern eine Rechenaufgabe zu lösen, indem du ihnen den aktuellen Wochentag aufzeichnest? Oder wenn ein Kind mit euch einen Ausflug in den Wald plant, mit dem Ziel, mindestens 20 kleine Äste zu finden?

Der erste Schritt: Fördere die mathematische Bildung in der Kita!

Durch alltagsintegrierte Aktivitäten werden Kinder spielerisch in ihrer mathematischen Entwicklung gefördert. Der erste Schritt sollte sein, dass du dich und deine Kita mit dem Thema mathematische Bildung auseinandersetzt.

Das Seminar „Mathewerkstatt in der Kita: Wie du die mathematische Bildung von Kindern anregst“ möchte dich dabei unterstützen. Weitere Infos findest du unter >> unter diesem Link.

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Falls du eine klassische Rechnung oder Teamzugriff brauchst, dann schreibe uns gerne eine E-Mail an info@praxis-kita.de.



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